Erste Haftstrafe für hohen orthodoxen Geistlichen in Ukraine

Pro-russische Propaganda

Erstmals ist ein hochrangiger orthodoxer Geistlicher in der Ukraine zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Wegen der pro-russischen Propaganda wird es dem Geistlichen auch verboten kirchliche Leitungspositionen zu übernehmen.

Russischer Angriffskrieg in der Ukraine: Manche stehen vor dem Nichts / © Natacha Pisarenko (dpa)
Russischer Angriffskrieg in der Ukraine: Manche stehen vor dem Nichts / © Natacha Pisarenko ( dpa )

Ein Gericht befand Metropolit Josef von der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) schuldig, pro-russische Propaganda betrieben und interreligiöse Feindschaft zugunsten Moskaus geschürt zu haben, wie örtliche Medien am Wochenende berichten.

Gedruckte Propaganda

Der Metropolit sowie sein ebenfalls angeklagter Sekretär hätten sich schuldig bekannt und bei den Ermittlungen kooperiert. Vor diesem Hintergrund verurteilte sie das Bezirksgericht von Kropywnyzkyj zu drei Jahren Gefängnis mit Bewährung und verbot ihnen für ein Jahr, kirchliche Leitungspositionen zu übernehmen.

Christliche Kirchen in der Ukraine

Die kirchlichen Verhältnisse in der Ukraine sind komplex. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Zudem gibt es eine römisch-katholische Minderheit mit rund einer Million Mitgliedern sowie die mit Rom verbundene (unierte) griechisch-katholische Kirche der Ukraine.

Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny (KNA)
Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny ( KNA )

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft stimmten beide Angeklagten öffentlich der Besetzung ukrainischen Territoriums durch Russland zu. Ihren Anweisungen zufolge sei pro-russische Propaganda verbreitet worden, die in russischen Druckereien gedruckt wurde. Bei Durchsuchungen der Räumlichkeiten der Diözese sei entsprechendes Material gefunden worden.

Engerer Kreis um den Moskauer Patriarchen Kyrill I.

Metropolit Josef (62), ehemaliger Leiter der Diözese Kirowohrad, wurde im Dezember 2022 angeklagt. Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes SBU gehörte er zum engeren Kreis um den Moskauer Patriarchen Kyrill I., einem wichtigen Verbündeten von Kreml-Chef Wladimir Putin und Unterstützer von dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Die Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK) unterstand traditionell dem Moskauer Patriarchat, gab jedoch angesichts des russischen Angriffs Mitte 2022 ihre Trennung von der russisch-orthodoxen Kirche bekannt. Dennoch werfen ukrainische Behörden der Kirche immer wieder vor, die Politik Moskaus zu unterstützen bis hin zu Spionage für Russland. 2018 wurde zudem die Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU) gegründet, die inzwischen eine wachsende Zahl von Anhängern zählt.

Quelle:
KNA