Kardinal Hollerich versteht konfrontative Art in Deutschland

"Wenn sie diskutieren, werden sie sauer"

Der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich hat um Verständnis für die Art geworben, wie in Deutschland über Reformen in der Kirche gesprochen wird. Dabei betonte er auch die Unterschiede zwischen Weltsynode und Synodalem Weg.

Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Nach dem Zweiten Weltkrieg war die deutsche Mentalität sehr konfrontativ", sagte Synoden-Koordinator Hollerich am Dienstag im Vatikan bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung des Arbeitspapiers für die kommende Versammlung.

"In der Schule haben sie gelernt, dass sie sich einander konfrontieren müssen." Stille habe zum Nationalsozialismus geführt.

"Wir sind mehr für Harmonie"

In anderen Kulturen, etwa in asiatischen, wirke diese Art "sehr grob", sagte der Kardinal, der einige Zeit in Japan lebte. Aber das sei Teil der deutschen Kultur: "Wenn sie diskutieren, werden sie sauer und aufgeregt", so Hollerich.

Mit Nachdruck betonte er, dass während der Weltsynode im Vatikan nicht auf die deutsche Art verfahren werde. "Wir sind mehr für Harmonie."

Unterschiede zu Synodalem Weg

Bei der Weltsynode im Oktober 2023 und im Oktober 2024 geht es darum, wie die katholische Kirche künftig beraten und Beschlüsse fassen wird. Auch sollen eine Reihe von Themen diskutiert werden, etwa ein mögliches Diakonat der Frau oder Ämter für Laien. Erstmals werden darüber geweihte wie ungeweihte Gläubige mit gleichem Stimmrecht im Vatikan beraten.

Die katholische Kirche in Deutschland hatte einen eigenen Reformprozess ins Leben gerufen, den Synodalen Weg. Dessen Beschlüsse sind bislang in Rom auf Kritik gestoßen.

"Der deutsche Synodale Weg war nicht als Modell für den synodalen Prozess gedacht", kommentierte Hollerich. "Ohne darüber zu urteilen, was in Deutschland gemacht wird: Die beiden Initiativen sind sehr unterschiedlich."

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA