Im Stadtbild von Rom überragt der Aventinhügel den jenseits des Tibers an der nächsten Biegung des Flusses gelegenen Vatikanhügel ein wenig.
Aber die schiere Höhe des Petersdoms und seiner Kuppel sorgen dann doch dafür, dass schon optisch deutlich wird, wer am langen Ende das Sagen hat: Es ist nicht der auf dem beschaulichen Aventin residierende Großmeister des Souveränen Malteser Ritterordens (SMOM), sondern der Papst im Vatikan.
Neben der Topographie der Ewigen Stadt sind es vor allem kirchenrechtliche Bestimmungen, die keinen Zweifel daran lassen, wer Ober und wer Unter ist.
Malteserorden untersteht trotz Souveränität dem Papst
Zwar kann der stolze Orden mit seiner tausendjährigen Tradition die für sein internationales Wirken wichtige völkerrechtliche Souveränität für sich geltend machen.
Das tut er bis heute, obwohl er – anders als der Heilige Stuhl – seit dem Übergang der Insel Malta in britische Hände im Jahr 1800 kein eigenes staatliches Territorium mehr für sich beanspruchen kann.
Doch in kirchenrechtlicher Hinsicht untersteht der SMOM dem Papst. Ohne dessen Bestätigung ist die Wahl des Großmeisters nicht gültig.
Papst setzt personellen Schlussstein nach Konflikten
Anders als der Papst wird er auf maximal zehn Jahre gewählt, und bei Amtsantritt schwört er in die Hände des vom Papst entsandten "Kardinalpatrons", dass er sich an die (vom Papst im vergangenen September neu gefassten) Verfassung und den "Codex" des Ordens halten wird.
Mit der am Montag erfolgten Ernennung des Kirchenrechtlers und langjährigen Rektors der Päpstlichen Gregoriana-Universität, Kardinal Gianfranco Ghirlanda (80) zum neuen Kardinalpatron hat Papst Franziskus einen personellen Schlussstein nach einer langen Phase ordensinterner Turbulenzen sowie von Konflikten zwischen Orden und Vatikan gesetzt.
Lange kamen für wichtige Ämter nur europäische Adlige in Frage
Die Auslöser der Querelen waren vielfältig. Zum einen war die alte Verfassung des Ordens offensichtlich nicht mehr zeitgemäß.
Durch die Reservierung wichtiger Ämter für Adlige kamen nur Menschen aus einigen europäischen Ländern, in denen es adelige Familien gibt, überhaupt dafür in Frage.
Augenfälligste Frucht der Neuerungen ist daher, dass mit dem Kanadier John Dunlap nun erstmals ein Nordamerikaner zum Großmeister gewählt wurde.
Nationale Feindseligkeiten sorgten für Spannungen
Der lange in New York im Umfeld der UN wirkende Anwalt Dunlap ist, ebenso wie Ghirlanda, dem Papst treu ergeben. Ein weiterer Grund für Spannungen und Konflikte im Orden waren nationale Rivalitäten und Feindseligkeiten.
Prominente deutsche Mitglieder wie der langjährige Großkanzler, Albrecht Freiherr von Boeselager, lieferten sich interne Kämpfe mit Vertretern anderer Nationalitäten.
Vorwürfe von Alkoholabhängigkeit und Korruption
Vorwürfe, dass die jeweils anderen ("die Italiener", "die Franzosen", "die Briten" usw.) unfähig, dem Alkohol verfallen oder in undurchsichtige Geschäfte verwickelt seien, machten die Runde.
Unbewiesene Vorwürfe der letzteren Art gab es auch gegen Boeselager. Und am Schluss zog er, wie schon einmal zu Beginn der Querelen, den Kürzeren.