Mit 639 Hilfsprojekten in 77 Staaten hat Caritas international 9,8 Millionen Menschen erreicht - so viele wie nie zuvor. Das geht aus dem an diesem Donnerstag in Freiburg veröffentlichten Jahresbericht hervor. Für die Not- und humanitären Hilfen stand die Rekordsumme von 119 Millionen Euro bereit, 25 Millionen Euro mehr als 2021.
"Es ist ein extrem bedrückender Rekord. Denn die Welt hat sich in nie da gewesener Weise und Geschwindigkeit dramatisch zum Schlechten verändert. Krieg, Hunger und Klimakatastrophen verstärken sich gegenseitig und führen in eine Krisenspirale", sagte Caritaspräsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa am Donnerstag in Freiburg. Aktuell seien 339 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen. "Das sind 95 Millionen mehr als ein Jahr zuvor, einen solchen Anstieg hat die Welt noch nie gesehen."
Schwerpunkt bildete Hilfe in der Ukraine
Ein Schwerpunkt sind Hilfen für die Opfer des russischen Angriffs auf die Ukraine. Caritas-international-Leiter Oliver Müller sagte, die größte Hilfsaktion der Geschichte habe mehr als drei Millionen Betroffene des Kriegs erreicht - in der Ukraine und während ihrer Flucht. In der Ukraine sind laut Müller 2.700 Caritas-Mitarbeitende in 44 regionalen Zentren und 180 Notunterkünften engagiert. Hilfen gebe es für Geflüchtete auch in Polen, Rumänien, Moldawien und in Deutschland. "Wichtig ist aber auch, dass wir uns bewusst machen, dass der Ukraine-Krieg nur einer von weltweit 217 kriegerischen Konflikten ist", sagte Müller.
Alarmiert zeigte sich Caritas international über die neue Statistik der Vereinten Nationen zum Anstieg des weltweiten Hungers. "783 Millionen Menschen hungern. Ein nicht zu begreifender Skandal", sagte Welskop-Deffaa.
Alarmierende Zahlen beim Thema Hunger
Insbesondere der russische Angriffskrieg habe den Kampf gegen den Hunger um Jahre zurückgeworfen. Sie verwies auf Ausfuhrstopps von Getreide und Düngern. In der Ukraine habe der Krieg vielerorts Landwirtschaft unmöglich gemacht. Vor Kriegsbeginn war die Ukraine einer der größten Getreideexporteure der Welt.
Fortführen will Caritas die Hilfen in Afghanistan. "Die Bedingungen sind sehr schwierig. Aber unsere Verantwortung ist es, den Menschen in einem der ärmsten Länder weltweit zu helfen", sagte Müller. Er betonte, trotz des von den Taliban verhängten Arbeitsverbots für Frauen sei es auf regionaler Ebene zum Teil möglich, Hilfen fortzuführen.