Der handschriftliche Codex aus dem 9. Jahrhundert sei dort lange unbeachtet geblieben, teilte die Stadt Paderborn mit. "Diese Handschrift ist ein unbeschreiblicher Glücksfall für die Liborius-Forschung", erklärte der Geschäftsführer der Liborius-Gesellschaft, Volker de Vry.
Bei dem 16 Seiten langen, aber vollständigen Pergament-Codex mit großer karolingischer Initiale handele es sich um eine Vita des Bischofs Pavatius von Le Mans. Der Bischof, dessen Pontifikat von 332 bis 375 dauerte, war der Vorgänger von Liborius.
Das handschriftliche Dokument berichte unter anderem darüber, unter welchen römischen Kaisern Liborius die Kirche von Le Mans geleitet habe, hieß es. Auch die Überlieferungsgeschichte der Berichte über die ersten Bischöfe von Le Mans seien von einem unschätzbaren Wert, sagte de Vry.
Ein Bund zwischen Bistümern
Liborius soll in der Spätantike Bischof der gallo-römischen Civitas Le Mans gewesen sein. Er wurde schon frühzeitig in Le Mans als Heiliger verehrt. Mit der Überführung der Reliquien aus dem Bistum Le Mans nach Paderborn im Jahr 836 wurde ein Bund zwischen beiden Bistümern geschlossen. Der heilige Libori ist seitdem Patron von Erzbistum, Dom und Stadt Paderborn. Einige Reliquien von Liborius befinden sich Liborischrein des Paderborner Doms.
Im Zuge der Forschungen über das gesamte Handschriftencorpus der Manuscripta Liboriana, das 1993 in Freiburg begonnen hatte, seien nun über 400 Handschriften bekannt, die über den heiligen Liborius berichteten, hieß es. In den kommenden Jahren sollen in der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek alle 400 Handschriften über Liborius online zugänglich gemacht werden.