Liborius-Reliquien wieder in der Krypta des Paderborner Doms

"Seit 836 tritt er bei Gott für uns ein"

Der Paderborner Weihbischof Matthias König hat am Wochenende den neuen Altar in der umgestalteten Krypta im Paderborner Dom geweiht. Gemeinsam mit ihm feierten zahlreiche Gläubige die Rückkehr der Liborius-Reliquien.

In der neugestalteten Krypta des Paderborner Domes wird der heilige Liborius verehrt / © Thomas Throenle (EBP)
In der neugestalteten Krypta des Paderborner Domes wird der heilige Liborius verehrt / © Thomas Throenle ( EBP )

"Sei gegrüßet, o Libori" – mit dem wohl bekanntesten aller Libori-Lieder hießen zahlreiche Gläubige stimmgewaltig ihren Bistumspatron wieder in seinem angestammten Zuhause willkommen, als Weihbischof Matthias König dessen Reliquien am Sonntag, 16. Juli 2023, in einem feierlichen Pontifikalamt im neuen Altar der umgestalteten Krypta des Paderborner Domes beisetzte.

Der heilige Liborius kehrt damit zurück in die Herzkammer des Erzbistums Paderborn, nachdem seine Reliquien während der Sanierung und Umgestaltung der Krypta zwei Jahre im Margarethenaltar im Westchor des Domes ruhten. Die Rückführung und Beisetzung der Libori-Reliquien war Teil der Weihe des neuen Krypta-Altars, die Weihbischof König vollzog. "Die Glaubenskraft der Botschaft Christi, für die Liborius eingetreten ist, das Zeugnis seines Lebens als Priester, Bischof und Fürsprecher – von hier steigt es jetzt wieder empor: in den Dom, in die Stadt, ins Erzbistum, zu den Menschen", unterstrich Weihbischof König in seiner Predigt.

Tatsächliche und symbolische Wanderung

Das Pontifikalamt zur Altarweihe begann am Sonntag symbolträchtig: In einer Prozession zog das Paderborner Domkapitel in den Westchor der Bischofskirche, um die Reliquien des Patrons von Erzbistum, Dom und Stadt Paderborn von dort gemeinsam mit den Libori-Schreinträgern in die Krypta zu geleiten.

Zwei Jugendliche der Liborius-Fraternität – Sophie Kaiser aus Minden und Thalia Brall aus Herford – trugen dabei den Ebenholzschrein mit den Reliquien. Mit deren Überführung – der Translatio – aus dem Bistum Le Mans nach Paderborn im Jahr 836 wurde der "Liebesbund ewiger Bruderschaft" zwischen beiden Bistümern geschlossen – die Liborius-Fraternität füllt diese Verbindung heute mit Leben, darunter auch viele Jugendliche. 

Weihbischof Matthias König betonte in seiner Predigt, Liborius sei immer auch ein "Wanderer" gewesen – unter anderem auch zwischen verschiedenen Orten in der Paderborner Bischofskirche, an denen die Reliquien über die Jahrhunderte ihre Ruhestätte fanden.

"Die 'Wanderschaft' des heiligen Liborius durch unseren Dom ist Spiegel seiner Verehrung", machte Weihbischof König deutlich. Vor rund 1.200 Jahren sei es den Gläubigen des neugegründeten Missionsbistums Paderborn wichtig gewesen, den ganzen Leib eines "erprobten" Heiligen bei sich zu wissen. "Seine Präsenz war überlebenswichtig für die junge Kirche von Paderborn. Seit 836 tritt er bei Gott für uns ein", unterstrich der Weihbischof. 

Kraft in die Welt tragen

Jedes Liborifest, auch die am kommenden Samstag beginnende Festwoche 2023, öffne das Herz für die Botschaft, die Liborius zu Lebzeiten in seiner Heimat Le Mans verkündet habe und seit 836 bis heute im Erzbistum Paderborn verkünde, erläuterte Weihbischof König: "Wir glauben an einen Gott, der sich mit seiner Liebe in Menschen berührbar macht und der uns in einem umfassenden Sinn heil und heilig machen will."

Der neue Altar der Krypta wachse aus dem Boden heraus, führte der Weihbischof aus: "Eine Vertiefung erinnert an den Grund, auf dem hier seit über 1.200 Jahren Menschen beten, vertrauen, den Heiligen verehren und sich mit der Gemeinschaft der Heiligen in der Eucharistie um Christus versammeln."

Die Krypta als Ort des gelebten und gefeierten Glaubens wolle stärken durch alle sich wandelnden Zeiten hindurch, sagte Weihbischof Matthias König zum Abschluss seiner Predigt: "Was wir hier an Kraft bekommen, sollen wir in die Welt tragen – ganz so, wie es Liborius im Leben und nach seinem Tod getan hat und immer noch tut."

Segnung und Weihe

Für die umgestaltete Krypta hat der Oberpfälzer Bildhauer Helmut Langhammer den Altar als Ort der Eucharistiefeier und den Ambo als Ort der Verkündigung des Wortes Gottes neu geschaffen. Bevor das Wort Gottes in Lesungen aus dem Neuen Testament und Evangelium verkündet wurde, segnete Weihbischof Matthias König den neuen Ambo.

Nach der Predigt des Weihbischofs begann der mehrstufige Ritus der Altarweihe mit der Anrufung der Heiligen. Es folgte der feierliche Moment, als die Libori-Reliquien unter dem Altar von Domkapitular Thomas Dornseifer und Dompropst Joachim Göbel beigesetzt wurden, wo sie in einem Ebenholzschrein jetzt von vier Seiten sichtbar ruhen und verehrt werden können.

Bei der Weihe des neuen Altars wurde Weihrauch entzündet und Weihbischof Matthias König betete das Weihegebet. / © Thomas Throenle (EBP)
Bei der Weihe des neuen Altars wurde Weihrauch entzündet und Weihbischof Matthias König betete das Weihegebet. / © Thomas Throenle ( EBP )

Nach Besprengung des Altars mit Weihwasser salbte der Weihbischof den Altar mit Chrisam und entzündete an fünf Stellen der Altarplatte Weihrauch. Die Gemeinde erbat anschließend die Herabkunft des Heiligen Geistes und Weihbischof König sang das Weihegebet. Zum Abschluss der Weihehandlung wurden die Altarkerzen entzündet.

Krypta als lebendiger Glaubensort

Zahlreiche Menschen hatten gespannt erwartet, dass die umgestaltete Krypta als Herzkammer des Erzbistums Paderborn und Grablege ihres Bistumspatrons ihr neues Gesicht zeigt. So feierten Gläubige nicht nur direkt in der Krypta, sondern auch im Dom, wo zahlreiche Bildschirme aufgestellt waren, die Altarweihe mit, ebenso via Live-Stream.

Im Anschluss an das Pontifikalamt war im Kreuzgang des Domes zu Imbiss, Begegnung und Austausch mit Architekten und Künstlern eingeladen. Vor dem Segen hatte Architekt Peter Brückner vom verantwortlichen Architekturbüro Brückner & Brückner der Gottesdienstgemeinschaft das Konzept zur Neugestaltung der Krypta vorgestellt.

Der Glaube der Menschen, ihre Sehnsüchte und Hoffnungen seien in der Krypta spürbar, sagte Architekt Brückner. Er bezeichnete die Krypta als lebendigen Ort des Glaubens. Die umgestaltete Krypta bilde das Gestern, das Heute und das Morgen ab. Er dankte dem Paderborner Metropolitankapitel und Dompropst Monsignore Joachim Göbel für das Vertrauen.

Hintergrund war die Krypta-Umgestaltung

Im Frühjahr 2020 hatte das Paderborner Metropolitankapitel eine Mehrfachbeauftragung für die Umgestaltung der Krypta ausgeschrieben. Im wettbewerblichen Dialog hatten sich die Brückner & Brückner Architekten (Tirschenreuth/Würzburg) durchgesetzt.

Bildhauer Stephan Balkenhol hat für den Eingangsbereich der Krypta eine große, zeitgemäße Skulptur des heiligen Liborius kreiert, der Bildhauer Helmut Langhammer hat mit Ambo und Altar die Prinzipalien geschaffen.

Quelle:
EBP