Krypta des Paderborner Doms erhält Missbrauchstafel

"Schwere Fehler im Umgang mit Missbrauch"

Nach mehrjährigen Bauarbeiten wurde am Dienstag die grundrenovierte Krypta der Paderborner Kathedrale vorgestellt. Eine Erinnerungstafel macht nun auf das Fehlverhalten der ehemaligen Erzbischöfe im Missbrauchsskandal aufmerksam.

Krypta des Paderborner Doms / © Christoph Reichwein (dpa)

Das Erzbistum Paderborn hat am Donnerstag die für 2,5 Millionen Euro restaurierte und umgestaltete Krypta des Domes vorgestellt. Dabei ist erstmals auch eine Hinweistafel zu sehen, die an Verfehlungen der einstigen Paderborner Erzbischöfe Lorenz Kardinal Jaeger (1941-1973) und Johannes Joachim Kardinal Degenhardt (1974-2002) im Umgang mit Missbrauchsfällen erinnert. Die Tafel sei mit der Vertretung der von Missbrauch Betroffenen vereinbart worden, teilte das Erzbistum mit.

Darauf heißt es unter anderem: "Die hier beigesetzten Erzbischöfe haben während ihrer Amtszeit aus heutiger Sicht schwere Fehler im Umgang mit sexuellem Missbrauch begangen. Allzu oft haben sie Schutz und Ansehen der Institution und der Täter über das Leid der Betroffenen gestellt."

Krypta des Paderborner Doms / © Christoph Reichwein (dpa)

Wissenschaftliche Studie in Arbeit

An der Universität Paderborn untersuchen Wissenschaftler im Auftrag des Erzbistums seit 2020 in einer unabhängigen Studie den Umgang mit kirchlichem sexuellem Missbrauch zur Zeit der beiden Erzbischöfe. Die Studie wurde im Frühling 2023 ausgedehnt auf die Amtszeit des langjährigen Paderborner Erzbischofs Hans-Josef Becker, der seit 2022 im Ruhestand ist.

Besucher würden zudem in der Krypta von einer neuen Skulptur des heiligen Liborius empfangen, die der Bildhauer Stephan Balkenhol geschaffen hat, teilte das Erzbistum mit. Der neue Altar ist den Angaben zufolge schlicht, quadratisch und aus Kalkstein. Durch Öffnungen auf vier Seiten des Altarunterbaus blicke man auf den beleuchteten Ebenholzschrein mit Reliquien des heiligen Liborius.

An den Wänden geben nach Angaben des Erzbistums Fresken Informationen über den heiligen Liborius und die Baugeschichte des Domes.

Liborius-Reliquien im Zentrum

Paderborner Dompropst Monsignore Joachim Göbel / © Ingo Brüggenjürgen (DR)
Paderborner Dompropst Monsignore Joachim Göbel / © Ingo Brüggenjürgen ( DR )

Das architektonisch-künstlerische Konzept stelle die Reliquien des Bistumspatrons konsequent ins Zentrum, erläuterte Dompropst Monsignore Joachim Göbel. Die Krypta habe in der Bischofskirche eine besondere Aufgabe, denn sie berge die Reliquien des heiligen Liborius als Patron von Erzbistum, Dom und Stadt Paderborn, erklärte Göbel.

Dem Paderborner Metropolitankapitel sei daher als Bauherrn der Umgestaltung wichtig gewesen, "diese Herzkammer unseres Erzbistums" mit einem "zeitgemäßen, aber auch würdevollen Konzept" zu gestalten.

Die Krypta ist nach Angaben des Erzbistums weiterhin über Treppen sowie zusätzlich nun durch einen Plattformlift zu erreichen. Das gestalterische Konzept hat das Architekturbüro Brückner & Brückner gemeinsam mit dem Oberpfälzer Bildhauer Helmut Langhammer geschaffen.

Einweihung noch vor dem Liborifest

Die Krypta des Paderborner Domes wird häufig als "Herzkammer" des Erzbistums bezeichnet. Sie zählt mit 32 Metern Länge zu den größten in Deutschland.

Bei einem Gottesdienst am Sonntagnachmittag wird die neue Krypta in einem Gottesdienst feierlich eingeweiht. In der darauffolgenden Woche findet das alljährige Liborifest statt, dass von DOMRADIO.DE vor Ort unter anderem mit mehreren Gottesdienstübertragungen begleitet wird. 

Erzbistum Paderborn

Rund 4,8 Millionen Menschen leben im Erzbistum Paderborn, davon sind gut 1,3 Millionen katholisch. Das Erzbistum gliedert sich in 19 Dekanate mit 603 Pfarrgemeinden in 107 Seelsorgeeinheiten (Pastorale Räume / Pastoralverbünde / Gesamtpfarreien). 

Erzbistum Paderborn / © Bernd Thissen (dpa)

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