DOMRADIO.DE: Wie schauen Sie und wie schaut die Mannschaft auf das Spiel gegen Wolfsburg?
Wolfgang Sandhowe (Trainer von TuS Makkabi Berlin): Gelassen und voller Spannung. Es gibt verschiedene Ausrichtungen. Insgesamt gesehen freuen wir uns sehr auf das Spiel.
Wir haben aber schon etwas Historisches erreicht mit dem Sieg des Pokals in Berlin, also als Berliner Pokalsieger. Wir waren die erste jüdische Mannschaft. Und wir gehen damit mittlerweile gelassen, aber auch mit einer gewissen Spannung um.
DOMRADIO.DE: Was bedeutet es Ihnen persönlich, so weit gekommen zu sein?
Sandhowe: Ja, das ist super. Das muss man ganz klar sagen. Das ist einfach eine gute Leistung. Die Jungs haben das da astrein gemacht. Wir haben da gut zusammengearbeitet, das hat einen Riesenspaß gemacht. Das Finale war einfach schön. Und danach haben wir gefeiert. Das muss man sagen, das vergisst man nicht.
DOMRADIO.DE: Der Gegner ist jetzt der VfL Wolfsburg. Der FC Bayern wäre Ihnen wahrscheinlich ein bisschen lieber gewesen, oder?
Sandhowe: Bei der Auslosung hatte man ja Hermann Gerland zugeschaltet, der in Bayern war. Aber da kann man ja nicht wählen. Und Wolfsburg ist ja nicht so schlecht, wenn auch nicht so schön wie Bayern oder Hertha oder Union.
Mich verbindet ja zu Wolfsburg auch was, die beiden Trainer kenne ich gut, den einen habe ich selbst trainiert beim 1. FC Nürnberg, den anderen wollte ich damals zu den Reinickendorfer Füchsen holen. Also eine Verbindung ist schon da, aber natürlich wäre uns Bayern lieber gewesen.
DOMRADIO.DE: Haben Sie denn jetzt eine rein defensive Mannschaft zusammengestellt oder lassen Sie einen echten Sturm mitspielen?
Sandhowe: Wir spielen mit der gleichen Aufstellung wie letztes Wochenende. Wir sind offensiv ausgerichtet, aber stehen tiefer. Wir haben aber schnelle Jungs vorne und wir rechnen uns eine kleine Chance aus, dass wir über ein schnelles Konterspiel erfolgreich sein können.
Aber (der ehemalige Bayern Co-Trainer, d. Red.) Hermann Gerland hat zu mir gesagt: Da habt ihr keine Chance, die Kovac-Brüder (Trainer des VfL Wolfsburg ist Niko Kovac, Co-Trainer Robert Kovac; d. Red.) trainieren die Mannschaften immer gut, die die haben.
DOMRADIO.DE: Sie sind katholisch und waren früher Messdiener, trainieren seit vier Jahren die Fußballmannschaft dieses jüdischen Vereins erfolgreich, wenn auch mit ein paar Höhen und Tiefen. War Ihr religiöses Bekenntnis beim Einstellungsgespräch ein Thema?
Sandhowe: Das war kein Thema. Wir sind ein Multikulti-Verein, wir haben Muslime, wir haben Hinduisten, wir haben alles, was man sich vorstellen kann. Wir haben 16 verschiedene Nationalitäten und damit auch viele Glaubensrichtungen.
Wir sind eine Multikulti-Truppe durch und durch. Wir haben einen jüdischen Spieler, den Kapitän. Sonst sind wir eine Multikulti-Truppe, die unter dem Davidstern spielt.
DOMRADIO.DE: Wenn jetzt Fußballspiele am Samstag stattfinden am Schabbat, ist das ein Problem?
Sandhowe: Zu Hause spielen wir nur sonntags. Das ist für uns kein Problem, das müssen wir akzeptieren. Das sind ja die Regeln in der Oberliga. Aber das ist kein Problem.
DOMRADIO.DE: Sie haben jüdische Sponsoren. Inwieweit sind die auch für den Erfolg, den Sie jetzt hatten, verantwortlich?
Sandhowe: Ja, die tragen natürlich mit bei zu dem Erfolg, denn wir haben gute Spieler und die kosten auch ein bisschen Geld. Da sind wir sehr froh, dass wir jüdische Sponsoren haben. Ich weiß nicht, ob wir Deutsche haben, das ist nicht mein Aufgabengebiet, aber die Jüdischen geben da gerne.
DOMRADIO.DE: Es gibt ja manchmal kleine Fußballwunder, aber es müsste, glaube ich, schon ein bisschen was passieren, damit der VfL am Sonntag verliert. Wie sehen Sie das?
Sandhowe: Sie haben ja recht. Das ist ein Wunder, wenn da alles zusammenkommt. Einen Tag vorher spielen die Rebels Berlin (im American Football, d. Red.) glaube ich gegen eine Frankfurter Mannschaft. Wenn dann der Platz in der Folge absolut uneben ist und Löcher hat, dann haben wir vielleicht eine kleine Chance.
Wenn es gerade regnet und blitzt, dann haben wir eine Chance. Wenn die Wolfsburger uns unterschätzen, dann haben wir eine Chance. Und wir müssen schon einen Sahnetag haben. Aber wie gesagt, das ist sehr schwer.
Das Interview führte Tobias Fricke.