Ukrainische Bischöfe beklagen sich beim Papst

"Schmerzhaft und schwierig"

Papst Franziskus hat am Mittwoch eine große Gruppe von Bischöfen aus der Ukraine empfangen und mit ihnen lange gesprochen. Einige Bischöfe bekundeten ihre Enttäuschung über Äußerungen des Papstes zu Russland.

Papst Franziskus / © Andrew Medichini (dpa)
Papst Franziskus / © Andrew Medichini ( dpa )

Das sagten sie in der fast zweistündigen Begegnung, die noch vor der morgendlichen Generalaudienz stattfand. Das geht aus einer am Mittag veröffentlichten Presseerklärung der ukrainischen Seite hervor.

Die rund 50 Bischöfe halten sich derzeit zur Synode der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine unter Leitung von Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk in Rom auf.

In einer eigenen, inhaltlich anders gefassten und deutlich kürzeren Presseerklärung des Vatikans hieß es, Papst Franziskus habe aufmerksam zugehört und mit einigen Einlassungen seine Nähe zum ukrainischen Volk betont.

Debatte um Papst Äußerung zu geistigen Größe Russlands

Laut Vatikan-Erklärung kam bei der Begegnung auch die Debatte um die umstrittenen Sätze des Papstes über die geistige Größe Russlands zur Sprache. Der Papst habe in diesem Kontext auf das verwiesen, was er am Montag auf dem Rückflug von der Mongolei vor Journalisten gesagt hatte.

Bei dieser Gelegenheit hatte er sinngemäß betont, er habe mit seinen Worten über Russlands geistig-kulturelles Erbe sprechen wollen und nicht das imperialistische Handeln oder Denken der Zaren gemeint. Das daraus entstandene Missverständnis hatte er ausdrücklich bedauert.

Mörderische Ideologie der "Russischen Welt" 

In der Erklärung der ukrainischen Seite zu dem Treffen mit dem Papst hieß es, die Bischöfe hätten Franziskus gesagt, dass bestimmte Stellungnahmen und Gesten des Vatikans und des Papstes "schmerzhaft und schwierig für das ukrainische Volk" seien.

Sie hätten darauf hingewiesen, dass die "russische Propaganda Missverständnisse zwischen der Ukraine und dem Vatikan benutzt, um die mörderische Ideologie der 'Russischen Welt' zu rechtfertigen".

Wort Eurer Heiligkeit als weltweite Stimme der Wahrheit

Weiter hätten die Bischöfe dem Papst gesagt: "Die Gläubigen unserer Kirche achten sehr genau auf jedes Wort Eurer Heiligkeit als weltweite Stimme der Wahrheit und der Gerechtigkeit."

Laut dem Statement der Ukrainer sagte der Papst zu diesem Thema: "Die Tatsache, dass ihr Zweifel hattet, mit wem der Papst ist, war besonders schmerzhaft für das ukrainische Volk. Ich möchte euch meine Solidarität zusichern und meine konstante Nähe im Gebet. Ich bin mit dem ukrainischen Volk." 

Christliche Kirchen in der Ukraine

Die kirchlichen Verhältnisse in der Ukraine sind komplex. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Zudem gibt es eine römisch-katholische Minderheit mit rund einer Million Mitgliedern sowie die mit Rom verbundene (unierte) griechisch-katholische Kirche der Ukraine.

Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny (KNA)
Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny ( KNA )
Quelle:
KNA