Anwalt kritisiert Presseberichte über Kölner Pornoskandal

"Persönlichkeitsrechte in Deutschland schlecht geschützt"

Nach dem "Pornoskandal" im Erzbistum Köln hat der Anwalt des Bistums, Brennecke, schwere Verstöße gegen das Persönlichkeitsrecht kritisiert. Der Priester, der mit Klarnamen genannt worden war, solle an den Pranger gestellt werden.

Symbolbild Pornografie im Internet / © Stenko Vlad (shutterstock)
Symbolbild Pornografie im Internet / © Stenko Vlad ( shutterstock )

Die "Bild"-Zeitung habe widerrechtlich den Namen und das Foto eines hochrangigen Priesters aus dem Bistum genannt, sagte der Presserechtler der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit". "Er wurde an den Pranger gestellt. Und zwar für etwas, das in Deutschland legal ist. Pornos schauen ist nicht strafbar." Wegen des "klaren Rechtsbruchs" habe das Landgericht Köln "Bild" verboten, den Mann mit der Nennung des Namens und der Veröffentlichung eines Fotos eindeutig zu identifizieren.

Woelki enttäuscht von Mitarbeitern

Mitte August wurde bekannt, dass es Zugriffsversuche von Mitarbeitenden im Erzbistum Köln auf pornografische Seiten im Internet gegeben hat. "Es hat mich enttäuscht, dass Mitarbeitende versucht haben, mithilfe von Geräten, die ihnen unser Erzbistum für ihren Dienst zur Verfügung gestellt hat, auf pornografische Seiten zuzugreifen - auch wenn die Firewalls gegriffen haben", erklärte der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki am 18. August in Köln.

ardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln / © Theo Barth (KNA)
ardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln / © Theo Barth ( KNA )

Bei einer Routineuntersuchung der IT-Sicherheit waren dem Erzbistum zufolge die Zugriffsversuche aufgefallen. Eine Dienstvereinbarung untersage die Nutzung pornografischer Inhalte.

Angriff auf Erzbischof

Brennecke sieht auch den Kölner Kardinal Woelki als Presseopfer. "Man will Woelki beschädigen, und sei es, indem man seine Mitarbeiter mit dem Porno-Vorwurf fertigmacht." Als Anwalt habe er erreicht, dass viele Dutzend Beiträge verschiedener Medien über Woelki wegen Falschbehauptungen korrigiert oder gelöscht wurden.

Aufgeschlagenes Gutachten über den Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln / © Ina Fassbender (KNA)
Aufgeschlagenes Gutachten über den Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln / © Ina Fassbender ( KNA )

Brennecke ist nach Angaben der "Zeit" Mitbegründer der heute größten deutschen Kanzlei für Presserecht. Seit der Entscheidung des Erzbistums im Jahr 2020, die Missbrauchsstudie der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl nicht zu veröffentlichen, berichteten Medien über Woelki überwiegend "einseitig" und "vernichtend", kritisierte Brennecke.

Dies stehe für ein größeres Problem: Persönlichkeitsrechte würden in Deutschland schlecht geschützt. Die Entschädigungssummen seien zu gering und schreckten niemanden ab.

Quelle:
epd