Gemeindefusion beschert Kölner Pfarrer große Herausforderung

"Das kann nur im Team gelingen"

Es ist eine Konsequenz der Gemeindesfusionen. Zuletzt war der Kölner Pfarrer Christoph Hittmeyer für 7.000 Gläubige zuständig, nun für 17.000, bald für 35.000. Eine Herausforderung, für die er sogar vierbeinige Unterstützung hat.

Ein graues und ein weißes Collarhemd / © Cristian Gennari (KNA)
Ein graues und ein weißes Collarhemd / © Cristian Gennari ( KNA )

DOMRADIO.DE: Zu Ihrer Ursprungs-Gemeinde "Heilige Drei Könige" im Kölner Süden sind Sie jetzt noch zusätzlich Pfarrer der Gemeinde am Südkreuz und damit mit der Seelsorge mehr als doppelt so vieler Menschen betraut. Wie kann das überhaupt gelingen?

Pfarrer Christoph Hittmeyer (EBK)
Pfarrer Christoph Hittmeyer / ( EBK )

Christoph Hittmeyer (Leitender Pfarrer der Pfarrgemeinden Köln am Südkreuz): Es sind vier Gemeinden, ein Seelsorgebereich, den ich jetzt dazubekommen habe. Dieser Aspekt ist für die Verwaltung immer interessant, weil da sehr viel dran hängt. Aber das kann nur durch ein Team gelingen. Dadurch, dass man die Präsenz und die Arbeit etwas aufteilt, dass jeder irgendwo präsent ist und dass die Gläubigen auch mitziehen und sagen, dass sie sich dennoch um ihren Kirchturm herum und auch ein bisschen darüber hinaus für das Ganze engagieren.

DOMRADIO.DE: Die Teamarbeit ist sicher ein ganz wichtiger Schlüssel. Wen haben Sie da zur Seite und wie teilen Sie die Aufgaben unter sich auf?

Hittmeyer: Bei uns Priestern ist es ja so, dass viele länger arbeiten. Ich habe auch zwei über 80-Jährige, die nicht zu knapp mitarbeiten und jeweils zwei Priester in Heilige Drei Könige und im Südkreuz. Und dann noch Diakone, zum Teil im Subsidiarsdienst (Mitarbeiter im pastoralen Dienst mit anderen Hauptaufgaben, Anm. d. Red.), aber auch auf vollen Stellen. Zudem habe ich zweieinhalb Stellen für Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten. Die alle habe ich im Moment im Team.

DOMRADIO.DE: Dass immer mehr Menschen der katholischen Kirche den Rücken zuwenden, ist kein Geheimnis. Wie können Sie unter den erschwerten Bedingungen diesem Negativtrend entgegenwirken?

Pfarrer Christoph Hittmeyer

"Ihr seid nicht alleine vor Ort."

Hittmeyer: Ich glaube, das geht nur, wenn wir den Menschen auch klarmachen, dass sie nicht alleine vor Ort sind. Kirche vor Ort ist immer etwas anderes gewesen als das Bistum und die Gesamtkirche. Denn Kirche vor Ort spiegelt ja letztendlich das Leben der Gläubigen wider.

Ich hoffe immer, dass es hier vor Ort soweit läuft, dass die Menschen wissen, dass wir nah dran sind und versuchen für sie da zu sein.

Was der Bischof regeln muss und was der Papst regeln muss, das sollen sie regeln. Aber das sind nicht die Gesichter im Alltag, die wir sehen.

DOMRADIO.DE: Sie arbeiten seit knapp einem Monat in der neuen Struktur. Was ist Ihr erster Eindruck?

Hittmeyer: Es ist sehr vielfältig. Ich suche nach einer Klammer für den gesamten Bereich. Es kommt nächstes Jahr noch der Rheinbogen dazu.

Die Frage ist, wie man Identität für das Große schaffen kann und die Identität im Kleinen nicht dabei verliert. Danach suche ich. Ich will mich rantasten, was die Kindergarten-Problematik angeht, wie viele Messdiener es gibt, wie viele Messen es gibt, wann die Messen sind. Da habe ich leider nach einem Monat immer noch nicht den Durchblick und das wird auch noch etwas dauern.

DOMRADIO.DE: Haben Sie das Gefühl, dass die Bereitschaft für ehrenamtliches Engagement da ist?

Pfarrer Christoph Hittmeyer

"Ich sehe im Moment noch Menschen, die sich engagieren."

Hittmeyer: Bei vielen habe ich den Eindruck, dass sie bereit sind mitzumachen. Manche werden aber auch älter. Es wachsen nicht mehr so viele neue, junge Leute nach, die gerne eine Verantwortung übernehmen, die über ein Projekt hinausgeht. Es wird schwerer, würde ich sagen.

Aber ich sehe im Moment noch Menschen, die sich engagieren und habe auch den Eindruck, dass die meisten es gerne tun.

DOMRADIO.DE: Was gibt Ihnen Hoffnung in all dem?

Hittmeyer: Also Hoffnung ist, dass ich letztendlich nicht die Welt neu schaffen muss, sondern dass da noch ein Gott hinter uns steht, der uns leitet und lenkt. Wir sind immer rückgebunden an eine gute, höhere Macht. Wenn Gott uns begleitet, dann kann es eigentlich nicht schiefgehen.

DOMRADIO.DE: Sie arbeiten am Anschlag. Was tun Sie da für sich, damit Sie nicht in einen Burnout schlittern?

Hittmeyer: Ich glaube, es arbeiten viele Menschen heute sehr viel, auch wir Priester. Ich habe einen Hund, der mich ab und zu zur Pause zwingt. Susi zwingt mich dazu, rauszugehen, mir eine Stunde Zeit zu nehmen und etwas die Luft durch die Seele wehen zu lassen. Dann kann es wieder ein bisschen besser weitergehen.

Das Interview führte Hilde Regeniter.

Erzbistum Köln

Das Erzbistum Köln zählt zu den bedeutendsten Diözesen in Deutschland. Mit rund 1,9 Millionen Katholiken hat es die meisten Mitglieder, gefolgt von Münster, Freiburg und Rottenburg-Stuttgart (je rund 1,8 Millionen). Das Vermögen liegt bei rund 3,8 Milliarden Euro. Damit liegt Köln auf Platz drei hinter Paderborn (7,15 Milliarden Euro) und München-Freising (6,1 Milliarden Euro).

Blick auf den Kölner Dom / © saiko3p (shutterstock)
Quelle:
DR