Frage an DOMRADIO-ERIWAN: Könnte die Katholische Kirche noch vor dem jüngsten Tag Frauen zu Priesterinnen weihen?
Antwort: Im Prinzip ja - aber bis dahin dauert es wohl noch eine Ewigkeit...;-)
Ich bitte um Vergebung, aber wenn Vatikan News titelt: "Kurienkardinal: Weltsynode wird Teilhabe von Frauen vorantreiben", dann muss MANN als journalistischer Beobachter schon mal genauer hinsehen.
Bei genauerer Betrachtung fällt dann auf, dass der kanadische Kardinal Czerny wie Papst Franziskus ein Jesuit (SJ) ist - also ein schlauer Junge. Wenn er z.B. sagt: "Die Gleichheit der Geschlechter in der Kirche kommt nicht durch den Zugang zum Priesteramt, sondern von der Taufe!", dann hat er natürlich Recht. Wenn er weiter sagt, es sei keine strukturelle Diskriminierung, wenn Frauen nicht Priesterin werden können, sondern "unsere Tradition", dann wird deutlich, der Teufel legt im Detail.
Diplomatie können die Hohen Herren im Vatikan - Rhetorik auch: Tradition sei nicht statisch, könne sich ändern. So, so... Aber ganz schnell stopft der Kurienkardinal diesen frischen Geist dann sofort wieder in die Flasche: "Wir brauchen Zeit, Ergebnisse sind nicht sofort sichtbar!"
Gott schuf die Zeit, von Eile hat er nix gesagt
Ach, die liebe Zeit. Alles braucht bekanntlich seine Zeit. Der ganze Prozess der "Weltbischofs-plus Laien-inklusive Frauen-Synode" ist auf vier Jahre angelegt. Zeit ohne Ende, sollte man meinen. Die nächste abschließende Versammlung ist erst für Herbst 2024 angesetzt. Bis dahin wird noch viel Wasser den Tiber hinunterlaufen - werden wir noch ganz oft hören, es brauche Zeit, die Frauen seien doch gleichberechtigt ... Jetzt habe doch schon eine Frau einmal die Versammlung geleitet.. Also bitte Geduld, Geduld meine Damen. Gott schuf die Zeit, von Eile hat er nix gesagt.
In der heutigen Pressekonferenz lobte dann der päpstliche Kommunikationsdirektor auch extra noch einmal die "Schönheit der Zeit, die man sich gibt!" Es brauche das Zuhören. Die Synodalität. Es sei doch eine Synode der Synodalität. Bei so viel schönen Worten fällt es schwer, Wasser in den Wein zu gießen. Aber als Dauerbahnfahrer habe ich gelernt: Die Züge kommen nicht immer pünktlich. Aber wenn ein Zug einmal abgefahren ist - dann ist man zu spät!
Doch hier in Rom spürt man an jeder Straßenecke einen kleinen Hauch von Ewigkeit. Warum soll die Kirche auf ihrem Weg durch die Zeit hetzen? Vielleicht sich nicht vom berühmten Zeitgeist hetzen lassen - aber ein wenig Beine machen könnte der Herr der Kirche seinem müden Laden schon. Alle kirchlich hier im Vatikan angedachten Reformfragen wurden schon während meiner Studentenzeit heiß diskutiert. Inzwischen habe ich viele graue Haare bekommen, aber keine neuen Argumente gehört. Aber vielleicht hat meine Kirche ja Zeit ohne Ende...
Ingo Brüggenjürgen,
Chfredkteur, z.Zt. im "Rome-Office"