Amazonas-Bischof zeigt sich von Bischofssynode beeindruckt

Freude über Beteiligung der Laien

Synodalität ist am Amazonas nicht neu. Schon lange werden dort zum Beispiel viele Gemeinden von Frauen geführt. Amazonbischof Leo Steiner schätzt dort die Beiteiligung der Laien. Ob das das Modell für die Weltkirche ist?

Kardinal Leonardo Ulrich Steiner, Bischof von Manaus / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Leonardo Ulrich Steiner, Bischof von Manaus / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie die Synode erlebt, Herr Kardinal Steiner?

Kardinal Leonardo Ulrich Steiner (Bischof von Manaus): Ich habe sie wie einen Prozess erlebt. Das heißt, es kamen erst die Gemeinden vor, nachher die Bistümer, die verschiedenen Konferenzen und die Konferenzen von Lateinamerika, Europa und Asien. Hier kam dann ein "instrumentum laboris" (eine Art offizielles Dokument des Vatikans, das bei einer Generalversammlung der Bischofssynode verwendet wude; Anm. d. Red.) vor.

Was mich beeindruckt hat, ist, dass hier so verschiedene Kulturen zusammen sind und gemeinsam schauen, wie unsere Kirche synodaler sein kann. Das heißt, alle, die getauft sind, können an der Mission der Kirche und der Aussendung teilhaben. Das war für mich eine Freude, weil es in unserer Region schon lange eine synodale Kirche gibt, wo die Laien, Indigene, Mitbrüder, Bischöfe, Priester, Diakone, Ordensleute teilnehmen und die verschiedenen Richtungen der Pastoral ausgeben.

Kardinal Leonardo Ulrich Steiner im Gespräch mit DOMRADIO.DE-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen  / © Ingo Brüggenjürgen (DR)
Kardinal Leonardo Ulrich Steiner im Gespräch mit DOMRADIO.DE-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen / © Ingo Brüggenjürgen ( DR )

Das haben wir hier in Rom auch so ähnlich gemacht. Ich hoffe, dass das im nächsten Jahr, im zweiten Teil der Synode, vertieft wird. Ich hoffe auch, dass da vorkommt, wie wir in unseren Bistümern, in unsere Bischofskonferenzen synodaler sein können.

DOMRADIO.DE: Was können wir als deutsche oder europäische Kirche von Ihnen lernen, wenn Sie die Synodalität schon so lange praktizieren?

Leonardo Ulrich Kardinal Steiner

"Es gibt ja nicht bloß Bischöfe und Priester. Wir alle verkünden das Reich Gottes"

Steiner: Ich musste es auch erst mal lernen. Nicht erst seit heute gibt es den synodalen Weg im Amazonas-Gebiet. Ich glaube, wir können alle lernen, dass wir uns alle, die getauft wurden, das Volk Gottes sind. Volk Gottes heißt Reich Gottes, und wir verkünden dieses Reich Gottes als Volk Gottes.

Wir alle verkünden es, das heißt in unseren Familien, in unseren Gemeinden. Es gibt ja nicht bloß Bischöfe und Priester. Wir alle verkünden das Reich Gottes. Ich glaube, das müssen wir alle immer wieder lernen.

DOMRADIO.DE: Das war die erste Synode, bei der ein Teil Laien dabei war, stimmberechtigt und auch ein Teil – 54 – stimmberechtigte Frauen. War das eine gute Entscheidung?

Steiner: Das war eine sehr gute Entscheidung. Das bedeutet "synodale Kirche": dass verschiedene Ministerien, verschiedene Bereiche teilnehmen und auch sagen, wie wir das machen können. Die können auch verschiedene neue Horizonte von verschiedenen Kulturen eröffnen. So können wir als Kirche weiter Schritte machen, und das bringt uns Hoffnung, dass alle an der Synode teilgenommen haben.

DOMRADIO.DE: Die Frauen nehmen bei Ihnen schon wie selbstverständlich teil?

Leonardo Ulrich Kardinal Steiner

"Die Gemeinde wird von den Laien geführt, besonders von den Frauen."

Steiner: Eigentlich werden sogar unsere Gemeinden von Frauen geführt. Wir haben bald 1000 Gemeinden, und wir haben 172 Priester. Das heißt, in unseren verschiedenen Gemeinden haben die Laien die Führung. Der Priester kommt vorbei, zelebriert die Eucharistie, hört die Beichte und der Bischof kommt zur Firmung. Aber die Gemeinde wird von den Laien geführt, besonders von den Frauen. In manchen Gemeinden haben sie verschiedene Ministerien, zum Beispiel taufen die Laien. Dann sind auch die Frauen dabei. Und sie bezeugen Trauungen.

DOMRADIO.DE: Ist das ein Modell, das Sie auch hier in der Synode den anderen empfohlen haben?

Steiner: Das kam thematisch vor, aber nicht so, dass wir das empfehlen wollen. Wir können jetzt nicht sagen: "Macht das so!" Nein, wir müssen auf den Heiligen Geist hören, wir müssen verstehen, was der Geist von uns als Kirche will und langsam sehen, wie wir das weiter machen wollen. Das ist nicht so, dass wir einfach abstimmen wollen. Nein, wir wollen erst mal hören, was der Geist uns sagt, aber auch was die Gemeinden wollen und wirklich brauchen.

DOMRADIO.DE: Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was müsste dann 2024 bei der abschließenden Synode passieren?

Steiner: Sicher wird etwas im Kirchenrecht geändert. Wichtig ist aber auch in der Zukunft, dass wir immer wieder feiern, zelebrieren und dass auch wieder die Laien teilnehmen wie heute.

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.

Bischofssynode

Die katholische Bischofssynode soll die Weltkirche repräsentieren und die Kollegialität von Papst und Bischöfen unterstreichen. Als ständige Einrichtung wurde sie 1965 von Papst Paul VI. (1963-1978) auf Anregung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) geschaffen. Sie entscheidet nicht selbst, sondern berät den Papst. Dieser beruft sie ein und nimmt in der Regel an den Sitzungen teil. Bisher gaben Bischofssynoden wichtige Impulse für die Weltkirche, etwa die Anregung zum Katechismus der Katholischen Kirche.

Papst Franziskus mit Teilnehmern zum Abschluss der Amazonas-Bischofssynode  / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus mit Teilnehmern zum Abschluss der Amazonas-Bischofssynode / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
DR