Zwei Prozent der Christen im Gazastreifen getötet

Zahlreiche Opfer

Zerstörung und menschliche Verluste durch den Krieg im Gazastreifen sind laut dem Generaldirektor des Lateinischen Patriarchats in Jerusalem unvorstellbar. "Alle christlichen Familien sind auf die eine oder andere Weise betroffen."

Palästinensische Kinder spielen nach einem israelischen Bombenangriff in der Nähe eines zerstörten Hauses / © Abed Rahim Khatib (dpa)
Palästinensische Kinder spielen nach einem israelischen Bombenangriff in der Nähe eines zerstörten Hauses / © Abed Rahim Khatib ( dpa )

So zitiert das arabisch-christliche Portal "Abouna" (Donnerstag) Sami al-Yousef, den Generaldirektor des Lateinischen Patriarchats in Jerusalem.

Sami al-Yousef, Generaldirektor des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem / © Andrea Krogmann (KNA)
Sami al-Yousef, Generaldirektor des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem / © Andrea Krogmann ( KNA )

Schule, Krankenhaus, Kulturzentrum zerstört

Die Christen von Gaza haben demnach durch den Krieg und die damit verbundene fehlende medizinische Versorgung seit 7. Oktober 21 Menschen verloren; das seien mehr als 2 Prozent der christlichen Bevölkerung. Ferner gebe es Berichte, wonach die Häuser von über 50 Familien vollständig zerstört seien.

Hinzu kämen Schäden an verschiedenen christlichen Einrichtungen wie der Schule der Rosenkranzschwestern, dem anglikanischen Krankenhaus von Ahli und dem orthodoxen Kulturzentrum".

Zu den traurigsten Geschichten gehöre der Tod der 80-jährigen ehemaligen Kirchenorganistin und pensionierten Musiklehrerin Elham Farah, so der Vertreter des Patriarchats. Sie sei angeschossen worden, als sie von der Kirche nach Hause ging, um Kleidung zu holen.

Spendenaufruf für Nothilfe 

Wegen der Sicherheitslage habe niemand sie erreichen und in ein Krankenhaus bringen können; sie sei verblutet. Nach drei Tagen habe man ihren Leichnam abgeholt und in einem muslimischen Massengrab bestattet.

Al-Yousef wiederholte den Spendenaufruf des Patriarchats für die vom Krieg Betroffenen. Im Gazastreifen gehe es zunächst um Nothilfe für die täglichen Bedürfnisse von Schutzsuchenden. Im Westjordanland müsse man mit humanitärer Hilfe auf eine enorme Arbeitslosigkeit reagieren. Ferner gelte es, längerfristige Hilfsprogramme zu entwickeln.

Lateinisches Patriarchat von Jerusalem

Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem betreut die rund 60.000 bis 70.000 römisch-katholischen Christen im Heiligen Land. Seine Jurisdiktion erstreckt sich über das Staatsgebiet von Israel, Jordanien, Zypern und die Palästinensischen Gebiete. Die Ursprünge des Patriarchats liegen in der Zeit der Kreuzfahrer, die sich als "Lateiner" bezeichneten. Es erlosch jedoch mit dem Fall Akkos 1291. Im Jahr 1847 belebte Papst Pius IX. das Patriarchat neu.

Blick auf Jerusalem / © Kyrylo Glivin (shutterstock)
Quelle:
KNA