Flutgeschädigte Kirche im Ahrtal wird nicht aufgebaut

Sakralbau weicht dem Tageshospiz

Die flutgeschädigte Kirche Sankt Pius in Bad Neuenahr im Ahrtal wird nicht wieder als Gotteshaus aufgebaut. Die Gemeinde könne das nicht finanzieren. Außerdem sei ein Wiederaufbau langfristig nicht nachhaltig und nicht sinnvoll.

Die Kirche Sankt Pius in Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde bei der Flut so stark beschädigt, dass es sich nicht mehr lohnt sie nochmal zu sanieren. / © Thomas Hummel - Wikimedia Commons
Die Kirche Sankt Pius in Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde bei der Flut so stark beschädigt, dass es sich nicht mehr lohnt sie nochmal zu sanieren. / © Thomas Hummel - Wikimedia Commons

Das erläuterte der Pfarrer von Bad Neuenahr-Ahrweiler, Jörg Meyrer, in einer Mitteilung. Das Land würde zwar den Aufbau finanziell unterstützen, allerdings gäbe es dann keinen Spielraum für Modernisierungen oder Veränderungen.

Die Pfarrei möchte auf dem Gelände nun ein soziales Wohnprojekt und Tageshospiz errichten. Das werde vor Ort gebraucht. Im Frühjahr sollen Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie dazu vorgestellt und weitere Schritte geplant werden. Die Kirche Sankt Pius wird offiziell entwidmet. Ein Termin für die Entweihung steht noch nicht fest.

Leben in seiner Vielfalt abbilden

Der Umbruch in Bad Neuenahr bietet der Kirchengemeinde zufolge auch Chancen, "etwas Neues zu gestalten und Kirche ein anderes Bild zu geben - nicht als Ort von sakralen Feiern, sondern als Ort, wo Leben in seiner Vielfalt abgebildet wird und Nächstenliebe als das Merkmal des Christentums plastisch gelebt wird". In dem künftigen Gebäude soll es einen Multifunktions-Raum auch für Gottesdienste und Begegnungen geben.

Als weitere Idee für das Kirchengebäude von Sankt Pius hatte ein Tourismus-Verein ein Flutmuseum vorgeschlagen. Der Kirchengemeinde zufolge dient dieser Vorschlag aber mehr Touristen und weniger den Einwohnern vor Ort. Die in den 1960er Jahren gebaute Kirche Sankt Pius sowie das Pfarrhaus und Pfarrheim in Bad Neuenahr waren in der Flut im Sommer 2021 massiv beschädigt worden. Die Überschwemmungen richteten an insgesamt 59 kirchlichen Gebäuden im Bistum Trier Schäden an, allein in der Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler traf es fünf Kirchen und Kapellen. In Rheinland-Pfalz kamen 136 Menschen ums Leben, 135 davon im Ahrtal. Im Land sind rund 65.000 Menschen von den Folgen der Naturkatastrophe betroffen.

Flutkatastrophe in Deutschland im Sommer 2021

Der Starkregen und das Hochwasser vom 14. und 15. Juli in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz war eine der folgenschwersten Naturkatastrophen in der Geschichte der Bundesrepublik. Insgesamt kamen mehr als 180 Menschen ums Leben, hunderte wurden verletzt.

Es entstanden Schäden in zweistelliger Milliardenhöhe. Bund und Länder wollen für den Wiederaufbau von Häusern und Infrastruktur bis zu 30 Milliarden Euro zur Verfügung stellen.

Die Flutkatastrophe im Sommer hat auch Kirchen und die kirchliche Arbeit getroffen / © Henning Schoon (KNA)
Die Flutkatastrophe im Sommer hat auch Kirchen und die kirchliche Arbeit getroffen / © Henning Schoon ( KNA )
Quelle:
KNA