Geistliche Musik zu Johannes dem Täufer

Vorläufer, kein Konkurrent!

In der Adventszeit treten in den Lesungen der Gottesdienste mehrere Personen hervor, die wichtig für Weihnachten sind. Johannes wird als Prediger und Täufer beschrieben, der die Menschen zur Rückkehr zu Gott ermahnt.

Johannes der Täufer  von Leonardo da Vinci / © Gemeinfrei
Johannes der Täufer von Leonardo da Vinci / © Gemeinfrei

Dabei tritt Johannes so überzeugend auf, dass die Leute überlegen, ob nicht er der Messias ist. Doch Johannes ist lediglich der "Rufer in der Wüste", der auf das Kommen des Herrn aufmerksam machen will - das Markusevangelium an diesem zweiten Adventssonntag schildert, wie Johannes sagt: "Ich habe euch mit Wasser getauft, er (Jesus) aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen."

Im Gottesdienst wird ebenfalls das alttestamentlichen Buch des Propheten Jesaja verlesen. Thema ist das Kommen des Messias, auf das sich die Gläubigen vorbereiten sollen. Nach christlicher Tradition kündigt Jesaja Jesus Christus an, dem der Täufer Johannes vorangeht. Das Neue Testament schildert, wie Johannes auf das Kommen und Wirken von Jesus Christus hinweist, er ist der Prediger in der Wüste, von dem Jesaja spricht.

Worte der Bibel klangvoll vertont

Diese zentralen biblischen Texte im Advent wurden natürlich über Jahrhunderte für die Gottesdienste vertont. In der Sendung "Musica" erklingen dazu Werke von Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach.

Eine ebenfalls sehr wichtige Person des Advents ist die Gottesmutter Maria. Dazu kommt, dass am 8. Dezember das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria war. Besser bekannt ist das Fest als Maria Empfängnis. 9 Monate vor der Geburt von Maria feiert die Kirche diesen Tag.

Das Pontifikat Papst Pius des IX. dauerte von 1846 bis 1878 an und prägte die katholische Kirche des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts maßgeblich. (KNA)
Das Pontifikat Papst Pius des IX. dauerte von 1846 bis 1878 an und prägte die katholische Kirche des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts maßgeblich. / ( KNA )

1854 verkündete Papst Pius IX. das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis der Maria. Bei diesem Lehrsatz steht die Elternschaft der leiblichen Eltern der Maria außer Frage. Die Besonderheit ist jedoch, dass nach der katholischen Lehre Gott Maria vom ersten Augenblick ihres Daseins von der Erbsünde bewahrte. Das soll in dem Fest ausgedrückt werden. Im Gottesdienst wird dann das Lukasevangelium verlesen. Der Engel besucht darin Maria und kündigt ihr an, dass sie mit Jesus den Retter der Welt gebären wird.

Wenn die Vertonung älter als das eigentliche Fest ist

In der Sendung "Musica" erklingt dazu eine Messvertonung, die zwar viel älter das Fest ist, dennoch aber in einem inneren Zusammenhang zu der Erzählung aus dem Lukasevangelium steht. 

Hans Leo Haßler war ein deutscher Komponist an der Schwelle zum 17. Jahrhundert. Er war in mehrfacher Hinsicht ein Pionier, er dürfte einer der ersten deutschen Komponisten gewesen sein, die nach Italien zum Musikstudium gingen, um die dort sehr fortschrittliche Musik – vor allem in Venedig – kennenzulernen. Zugleich war sein eigener Musikstil sehr variabel, er schrieb expressive weltliche Madrigale, aber auch schnörkellose Sätze zu deutschsprachigen Kirchenliedern, die bis heute vielfach von Chören gesungen und geschätzt werden. Zugleich komponierte er auch katholische Messvertonungen, die in der Tradition von Giovanni Pierluigi da Palestrina und Orlando di Lasso standen und qualitätsmäßig absolut gleichwertig sind.

Seine Messvertoung "Dixit Maria" hat als musikalische Vorlage die gleichnamige Motette "Dixit Maria", die Hassler sozusagen als Steinbruch für die Messvertonung nutzt. Ein damals übliches Verfahren, das auch Palestrina in Rom anwendete. "Dixit Maria" ist ein Zitat aus dem Lukasevangelium und der Begegnung der Gottesmutter Maria mit dem Engel. 

Verkündigung des Herrn (KNA)
Verkündigung des Herrn / ( KNA )

Der eröffnet ihr, dass sie den Sohn Gottes gebären soll und die junge Frau willigt ein. Durch diese Haltung und aus Gnade – so die katholische Überzeugung - bleibt sie von der Erbsünde verschont. Das ist also der indirekte Bezug zum Hochfest am 8. Dezember, ohne das der eigentliche Text der Messe in der Vertonung verändert wird. Nur der Titel weißt auf das Lukasevangelium hin, weitere Zitate gibt es nicht. 

Nicht zum verwechseln ist also Mariä Empfängnis vom 8. Dezember mit Mariä Verkündigung am 25. März. Denn dieses Fest hat mit seinen neun Monaten Abstand zu Weihnachten einen klaren weihnachtlichen Bezug, während es bei Mariä Empfängnis um Maria geht, die von der Erbsünde befreit ist. 

Quelle:
DR