Die biblische Sprache zum Advent ist manchmal rätselhaft

Wer war eigentlich dieser Jesse?

"Von Jesse kam die Art", "Es ist ein Ros' entsprungen": in den Liedern zur Weihnachtszeit taucht die legendäre Figur des Jesse auf. Auch in Anton Bruckners Motette "Virga Jesse" ist von dieser alttestamentlichen Person die Rede. Warum?

Wurzeln eines Baumes / © KhunYing (shutterstock)

Eigentlich schrieb der tiefreligiöse Anton Bruckner das Chorwerk nicht für die Adventszeit, auch wenn die Motette mittlerweile sowohl in der Advents- wie auch der Weihnachtszeit gesungen wird. Der Text des Werkes dient an Marienfesten der Osterzeit anstelle des Graduale als Alleluja-Vers. Doch die deutsche Übersetzung des lateinischen Textes zeigt schnell die Assoziation zur Adventszeit:

Die Wurzel Jesse ist erblüht:
Die Jungfrau gebar den Gott und Menschen:
Frieden gab Gott zurück,
da er in sich das Niedrigste mit dem Höchsten versöhnte.

Das Werk für gemischten Chor aus dem Jahr 1885 greift damit den Gedanken auf, dass Jesus aus dem Haus des legendären Königs Davids stammt. Die Wurzel Jesse stellt die Abstammung Jesu aus dem Hause des Königs David als Lebensbaum dar, ausgehend von Jesse, dem Vater Davids, des Königs von Juda und Israel.

Adventskranz mit einer brennenden Kerze / © Smileus (shutterstock)
Adventskranz mit einer brennenden Kerze / © Smileus ( shutterstock )

Vor allem das Buch des Propheten Jesaja aus dem Alten Testament thematisiert dies im 11. Kapitel. Nicht nur in der Musik wird die Abstammung Jesu vielfach besungen, sondern vor allem in der Kunst ab dem Mittelalter auch bildlich und figurlich dargestellt: So wird der Stammbaum Jesu oft in Gestalt eines wirklichen Baumes gezeigt, der aus dem besagten Jesse, also dem Vater von David, herauswächst.

Denkmal von Anton Bruckner im Wiener Stadtpark / © Karl Allen Lugmayer (shutterstock)
Denkmal von Anton Bruckner im Wiener Stadtpark / © Karl Allen Lugmayer ( shutterstock )

Weitere Adventslieder erklingen in der Sendung Musica am ersten Adventssonntag ab 20 Uhr, so die Vertonung des Liedes "O Heiland, reiß die Himmel auf" von Johannes Brahms, dazu die Kantate "Machet die Tore weit" von Johann Schelle oder von Carl Friedrich Zelter seine Version für Chor von "Wachet auf, ruft uns die Stimme".


 

Quelle:
DR