Wenn am Heiligabend um kurz nach 15 Uhr das Rotlicht der BBC aufleuchtet, entscheidet Musikdirektor Daniel Hyde, welcher der Chorsänger in wenigen Sekunden das Solo in der ersten Strophe von "Once in Royal Davids City" singen darf. Es ist der stimmungsvolle Auftakt zum Gottesdienst, der für viele auf der ganzen Welt den Start ins Weihnachtsfest bedeutet.
Daniel Hyde ist seit 2019 Direktor für Musik am King’s College in Cambridge und leitet damit einen der berühmtesten Knabenchöre der Welt. Besonders für den Gottesdienst am Christmas Eve, am Heiligen Abend, ist das College bekannt. Seit 1918 wird er in fast unveränderter Art und Weise gefeiert, seit 1928 überträgt die BBC jedes Jahr in die ganze Welt. Hunderte Millionen Menschen verfolgen den Gottesdienst live am Radio.
Neun Lesungen aus der Bibel, jedes Jahr identisch, spannen den Bogen vom Sündenfall von Adam und Eva über die prophetische Ankündigung eines Messias bis hin zur Geburt im Stall von Bethlehem und der Anbetung durch Hirten und die Heiligen Drei Könige. Den Abschluss bildet als neunte Lesung der berühmte Johannes-Prolog: "Im Anfang war das Wort".
Nach jeder Lesung werden vom Chor ein bis zwei Gesänge vorgetragen, diese wechseln sich aber jedes Jahr ab. Seit der Jahrtausendwende kamen schon über 130 verschiedene Stücke zur Aufführung. Drei feste musikalische Ankerpunkte gibt es aber Jahr für Jahr. "Once in Royal Davids City" zu Beginn, nach der 9. Lesung "O come all ye faithful" (Adeste fideles) und ganz am Ende "Hark! The herald angels sing".
Im Interview ab 20 Uhr am Gaudete-Sonntag im Radioprogramm von DOMRADIO.DE erzählt Daniel Hyde über seine Verantwortung bei der Auswahl der Musik, die detaillierte Vorbereitung des Tages und die Aufregung am Heiligen Abend selbst. Er spricht auch über die 1982 begonnene Tradition, in jedem Jahr einen Komponisten zu beauftragen, ein neues Weihnachtslied zu komponieren. Die Liste reicht von Carl Rütti über Judith Weir bis hin zu John Rutter und Arvo Pärt.
Im zweiten Teil der Sendung der Sendung "Musica" erklingt dann noch adventliche Musik, die schon das Kommen des Weihnachtsfestes in den Blick nimmt. Darunter die Kantate: "Lasset uns ablegen die Werke der Finsternis" von Wilhelm Friedemann Bach.