Pfarrer wegen Herstellens von Kinderpornos angeklagt

Bistum Fulda zeigt sich schockiert

Es ist ein bundesweit außergewöhnlicher Verdachtsfall von sexuellem Missbrauch durch einen katholischen Pfarrer: Der Mann soll laut Anklage selbst Kinderpornos per Webcam hergestellt und online zugänglich gemacht haben.

Autor/in:
Norbert Demuth
Ermittlungen wegen Kinderpornografie / © Arne Dedert (dpa)
Ermittlungen wegen Kinderpornografie / © Arne Dedert ( dpa )

Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt hat Anklage gegen einen katholischen Pfarrer aus dem Landkreis Fulda erhoben. Gegen ihn bestehe der Verdacht des Herstellens und Besitzes von Kinder- und Jugendpornografie, teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Freitag in Frankfurt am Main mit. 

Zudem soll er Dritten im Internet Kinderpornos zugänglich gemacht haben. In der beim Landgericht Fulda erhobenen Anklage wird ihm "sexueller Missbrauch von Kindern ohne Körperkontakt" vorgeworfen.

Pfarrer vom Dienst freigestellt

Das Bistum Fulda zeigte sich entsetzt: "Die in der Pressemitteilung der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main konkretisierten Anschuldigungen schockieren uns", erklärte die Diözese am Freitag auf ihrer Internetseite. 

Mitte 2022 hatte das Bistum Fulda den Pfarrer im Zuge des Ermittlungsverfahrens vom Dienst freigestellt. Zuvor waren eine Privatwohnung und ein Büro durchsucht und verschiedene elektronische Speichermedien sichergestellt worden.

Mit der Webcam Täter werden

Dem 42-jährigen wird zur Last gelegt, zwischen Februar 2022 und Juli 2022 auf einer Chatplattform im Internet gezielt Kinder und Jugendliche kontaktiert und diesen kinderpornografische Videos gezeigt zu haben. Zudem soll er von den Kindern und Jugendlichen gefordert haben, sich vor einer Webcam auszuziehen und sexuelle Handlungen an sich selbst vorzunehmen. Von den Webcam-Übertragungen soll der Pfarrer zudem Aufnahmen gefertigt und gespeichert haben.

Die Ermittlungen führt die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt. Den Anstoß gab im Mai 2022 ein Hinweis der US-Organisation National Center for Missing and Exploited Children (Nationales Zentrum für vermisste und ausgebeutete Kinder - NCMEC). Dadurch sei der Pfarrer in Verdacht geraten, Dritten im Internet Kinderporno-Material zugänglich gemacht zu haben, hieß es.

Vielzahl von Dateien gefunden

Bei der Auswertung der bei der Wohnungsdurchsuchung sichergestellten Datenträger sei eine Vielzahl an Dateien gefunden worden, die den in der Anklage formulierten Verdacht begründeten. Die Anklageschrift lege dem Angeschuldigten insgesamt 71 Taten zur Last. Das Landgericht Fulda muss nun über die Eröffnung des Hauptverfahrens entscheiden.

Das Bistum Fulda hat nach eigenen Angaben "ein großes Interesse daran, dass die Vorwürfe vollumfänglich aufgeklärt und im Falle einer rechtskräftigen Verurteilung auch entsprechend geahndet werden". Dem würde sich dann auch noch ein kirchenrechtliches Verfahren anschließen, hieß es. Das Bistum habe den betreffenden Pfarrer bereits nach der Durchsuchung im Sommer 2022 vom Dienst freigestellt.

"Er hält sich seither außerhalb der Gemeinde auf und steht im Kontakt mit den Personalverantwortlichen des Bistums Fulda." Die seelsorgerischen Aufgaben in der Gemeinde habe ein Kaplan übernommen.

Gefahr sexualisierter Gewalt im Netz steigt

Rostock (dpa) - Im Internet nimmt die sexualisierte Gewalt unter Jugendlichen nach Einschätzung der Rechtsanwältin und Initiatorin der Bundesjugendkonferenz Medien zu. "Es herrscht große Ratlosigkeit bei den Kindern und Jugendlichen, aber auch bei Eltern und Lehrenden, wie man damit umgeht", sagte sie bei der sechsten Bundesjugendkonferenz Medien am Freitag in Rostock.

Sie werde immer häufiger bei Delikten sexualisierter Gewalt unter Jugendlichen zu Rate gezogen.

Ein trauriges Kind / © JACEK SKROK (shutterstock)
Quelle:
KNA