Kardinal Koch sieht Spannungen in der Ökumene

"Das macht es natürlich schwierig"

Kardinal Koch hat zur Gebetswoche für die Einheit der Christen die aktuellen Spannungen in der weltweiten Ökumene hervorgehoben. Er hinterfragte das Verhältnis von Lehre und Pastoral und erinnerte zugleich an ein besonderes Jubiläum.

Kardinal Kurt Koch / © Anne Ackermann (KNA)
Kardinal Kurt Koch / © Anne Ackermann ( KNA )

Die Möglichkeit spontaner Segnungen in der katholischen Kirche für sogenannte "irreguläre Paare" ist in Deutschland auf Zustimmung gestoßen. Vielen gelten sie als erste Öffnung. 

Doch nicht nur in der katholischen Kirche zeigt sich seitdem Widerspruch. So berichtete der für Ökumene zuständige Kurienkardinal Kurt Koch dem Portal "Vatican News" von negativen Reaktionen aus den orthodoxen Kirchen.

Spannungen unter orthodoxen Kirchen

"Ich glaube, dass wir im ökumenischen Dialog neu darüber nachdenken müssen: Was ist Segen, und wie ist das Verhältnis von Lehre und Pastoral?", gab der Schweizer Theologe vor einer Dialogrunde mit orientalisch-orthodoxen Christen zu bedenken.

Zugleich erinnerte er an Spannungen unter den orthodoxen Kirchen, die sich auch auf den ökumenischen Dialog auswirkten: "Wir hatten beispielsweise im vergangenen Juni in Alexandrien die Vollversammlung der Kommission, mit einer großartigen Gastfreundschaft des Patriarchen - aber vier orthodoxe Kirchen waren nicht präsent: Russland, Serbien, Bulgarien, Antiochien. Und das macht es natürlich schwierig."

Spirituelle Dimension anschauen

Im Gespräch mit den Kirchen der Reformation müsse hingegen die spirituelle Dimension neu vertieft werden. "Die ökumenische Bewegung war ursprünglich eine Gebetsbewegung und muss es bleiben", so Koch. 

Das Fundament der Ökumene sei das Hohepriesterliche Gebet Jesu im 17. Kapitel des Johannesevangeliums. Dort aber befehle Jesus die Einheit nicht, vielmehr bete er dafür. Und wenn Jesus für die Einheit seiner Jünger gebetet habe, was können man dann Besseres tun, so Koch.

Austausch von Papst Paul VI. mit dem Ökumenischen Patriarchen

Zugleich erinnerte der Präfekt des Dikasteriums für die Einheit der Christen an die erste Begegnung eines römischen Papstes mit dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel vor 60 Jahren. 

"Dieses Zeichen der Liebe und der Freundschaft ist zum Ausgangspunkt großer Ökumene geworden." Im Januar 1964 waren Papst Paul VI. (1962-1978) und Patriarch Athinagoras (1948-1972) in Jerusalem zusammengetroffen.

Ökumene

Der Begriff "Ökumene" stammt aus dem Griechischen und heißt wörtlich übersetzt "die ganze bewohnte Erde". Gemeint sind die Bemühungen um die Einheit aller getrennten Christen. Die Ökumenische Bewegung ging zunächst von evangelischer Seite aus; als Beginn gilt die Weltmissionskonferenz von Edinburgh im Jahr 1910. Sie führte 1948 zur Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen (Weltkirchenrat, ÖRK) mit Sitz in Genf. Ihm gehören heute 349 reformatorische, anglikanische und orthodoxe Kirchen mit 560 Millionen Christen in 110 Ländern an.

Bewegung in der Ökumene / © Paul Sklorz (KNA)
Bewegung in der Ökumene / © Paul Sklorz ( KNA )
Quelle:
KNA