Anglikanisch-katholischer Kirchengipfel wird fortgesetzt

Teil zwei in Canterbury

Einmal mehr haben Papst Franziskus und Anglikaner-Primas Welby ein ungewöhnliches Zeichen gesetzt; diesmal für die Einheit ihrer Kirchen. Darum geht es bei dem Bischofsgipfel, der nun von Rom nach Canterbury zieht.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Kathedrale von Canterbury / © imageportal (shutterstock)
Kathedrale von Canterbury / © imageportal ( shutterstock )

Das anglikanisch-katholische Bischofstreffen wird ab Samstag im südenglischen Canterbury fortgesetzt. Seit Dienstag hatten sich rund 50 Bischöfe aus 27 Ländern zum ökumenischen Gipfel "Growing Together" ("Gemeinsam wachsen" oder auch "Zusammenwachsen") in Rom getroffen, Gespräche geführt sowie heilige Stätten besucht, die für die gemeinsamen Wurzeln beider Traditionen von Bedeutung sind. Das bis Montag dauernde Treffen wird von der Internationalen anglikanisch-römisch-katholischen Kommission für Einheit und Mission (IARCCUM) organisiert, die von beiden Kirchen für den ökumenischen Dialog gegründet wurde.

Justin Welby (l.) und Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Justin Welby (l.) und Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

In einer ungewöhnlichen Geste setzten Papst Franziskus und Anglikaner-Primas Erzbischof Justin Welby von Canterbury am Donnerstagabend ein starkes Zeichen für die Einheit der Christen. Am Grab des Apostels Paulus in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern beauftragten sie katholische und anglikanische Bischöfe paarweise, Zeugen dieser Einheit zu sein. Je ein Katholik und ein Anglikaner traten gemeinsam an den Altar und tauschten zunächst mit dem Papst und dann mit Welby den Friedensgruß aus. Da in der anglikanischen Kirche auch Frauen Priester werden können, gab es dabei auch einige wenige geschlechtergemischte Paare.

Programm geht Samstag weiter

Am Freitag feierten die Bischöfe einen Gottesdienst in der Kirche San Gregorio al Celio, von wo aus Papst Gregor der Große den heiligen Augustinus im Jahr 597 nach England geschickt hatte, um der erste Erzbischof von Canterbury zu werden. Am Samstag geht das Programm in Canterbury weiter, dem Herzen der anglikanischen Weltgemeinschaft.

Dort werden die Bischöfe unter anderem die katholische Pfarrkirche Saint Thomas of Canterbury besuchen. Bei einem Gottesdienst am Sonntag in der anglikanischen Kathedrale von Canterbury wird der katholische Bischof von Hongkong, Kardinal Stephen Chow, die Predigt halten.

Ebenso werden die Diskussionen über Möglichkeiten des gemeinsamen Zeugnisses und gemeinsamen Wirkens in der Welt fortgesetzt. Dazu soll eine Erklärung erarbeitet werden, wie die Bischöfe die Ergebnisse des Treffens in ihren Heimatdiözesen weiterverfolgen können.

Beten an heiligen Stätten

Gerade angesichts der stark fragmentierten Welt sei dieses Treffen äußerst wichtig, erklärten die beiden Vorsitzenden des Gipfels, der katholische Erzbischof von Regina (Kanada), Donald Bolen, und der anglikanische Bischof im Bistum Europa, David Hamid. "Der Besuch in Rom war eine besondere Gelegenheit, sich an heiligen Stätten zu treffen und zu beten, die für unsere beiden Glaubenstraditionen von Bedeutung sind." Die Beauftragung durch Papst Franziskus und Erzbischof Welby erinnere daran, "dass der Glaube, den wir teilen, ein sendender Glaube ist, der in die Welt hinausgeht, um zu dienen, Veränderung herbeizuführen und die rettende Liebe Christi zu teilen", so die beiden Bischöfe. "Wir freuen uns auf die Fortsetzung der Gespräche in Canterbury", schlossen Bolen und Hamid.

Zur anglikanischen Kirche gehören weltweit zwischen 77 und 85 Millionen Mitglieder; zur katholischen rund 1,4 Milliarden.

England und Rom

In den Jahrhunderten nach der Reformation standen in England der Papst und "die Papisten" in einem ganz schlechten Ansehen. Erst im 20. Jahrhundert wendete sich allmählich das Blatt. Aus Anlass eines hochrangigen vatikanisch-anglikanischen Welttreffens in Rom und Canterbury zeichnet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) zentrale Stationen einer Geschichte von gegenseitiger Befruchtung, Anfeindung und Ausgrenzung - und zuletzt allmählicher Wiederannäherung - nach:

Anglikanische Bischöfe ziehen zu einem Gottesdienst in die Kathedrale von Canterbury ein (Archiv) / © Sabine Kleyboldt (KNA)
Anglikanische Bischöfe ziehen zu einem Gottesdienst in die Kathedrale von Canterbury ein (Archiv) / © Sabine Kleyboldt ( KNA )
Quelle:
KNA