In den vergangenen sieben Tagen sind gleich drei neue katholische Bischöfe geweiht worden – in China. In der Volksrepublik ist die Religionsfreiheit eingeschränkt, die kommunistische Partei nimmt sich weitreichende Mitspracherechte bei der Ernennung katholischer Bischöfe heraus. Dass das von Papst Franziskus anerkannte chinesische Bischofskollegium nun um drei Männer anwuchs, deutet auf einen großen Fortschritt in den konfliktreichen Beziehungen hin.
Gemäß Geheimabkommen
Vergangenen Donnerstag erhielt Taddeo Wang Yuesheng (57), neuer Bischof für Zhengzhou, die Bischofsweihe; am Montag folgte Antonio Sun Wenjun (53) für das neu errichtete Bistum Weifang. Am Mittwoch gab das vatikanische Presseamt schließlich bekannt, dass auch Pietro Wu Yishun (60) geweiht wurde. Die Apostolische Präfektur Shaowu, für die er bereits zuvor verantwortlich war, leitet er nun mit Bischofstitel.
Die drei Neu-Bischöfe seien im Einklang mit dem Geheimabkommen von 2018 zwischen dem Heiligen Stuhl und China ernannt worden, betonte der Vatikan. Zentraler Inhalt dieses Dokuments: Bei Bischofsernennungen muss es grundsätzlich Einvernehmen zwischen der Volksrepublik und dem Heiligen Stuhl geben. Die chinesische Seite hat sich allerdings nicht immer an das Abkommen gehalten, das im Oktober 2022 um zwei Jahre verlängert worden war.
Signale der Wertschätzung
Ein prominenter Fall ist die von China veranlasste Versetzung von Bischof Giuseppe Shen Bin (53) in das bedeutende Bistum Shanghai. Der Vatikan wurde zwar informiert, in die Entscheidung jedoch nicht vorab einbezogen. Dieses Vorgehen widerspreche dem Geist des Dialogs und der Zusammenarbeit, auf den sich beide Seiten geeinigt haben, kritisierte der Chefdiplomat des Papstes, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Franziskus ernannte Shen erst im Nachgang zum Bischof von Shanghai.
Seitdem hat der Vatikan Schritt für Schritt versucht, den schwierigen Partner in Richtung Abkommen zu bewegen. Im September sendete der Papst während einer Reise in die Mongolei immer wieder Signale der Wertschätzung ins Nachbarland China. Er grüße das "edle chinesische Volk", sagte er bei der Abschlussmesse in Ulan Bator. "Und ich bitte die chinesischen Katholiken, gute Christen und gute Staatsbürger zu sein."
Die Celli-Offensive
Zwei Monate später schickte Franziskus offenbar einen seiner erfahrensten Diplomaten in die Volksrepublik. Wie "La Croix" unter Berufung auf Vatikankreise berichtet, verhandelte Erzbischof Claudio Maria Celli in Peking mit der chinesischen Seite. Demnach führten er und sein kleines Team Gespräche mit der von der kommunistischen Partei eingesetzten "Patriotischen Katholischen Vereinigung" sowie der staatlich gelenkten Bischofskonferenz.
Seit der Celli-Offensive ziehen die Behörden die von Franziskus eingesetzten Bischöfe vor Neuernennungen zurate, wie "La Croix" berichtet. Der äußerst diskrete 82-jährige Celli, der offiziell im Ruhestand lebt, ist seit vielen Jahren mit der Vatikan-Diplomatie in Sachen China betraut. Das Geheimabkommen von 2018 soll der Italiener mitverhandelt haben.
Initiativen scheinen zu fruchten
Ein weiterer Mittelsmann soll der Bischof von Hongkong, Kardinal Stephen Chow (65), sein. Als Franziskus in der Mongolei das "edle chinesische Volk" grüßte, holte er Chow extra mit auf die Bühne. Auch er soll schon zu Vermittlungsgesprächen in Festlandchina unterwegs gewesen sein.
Die Initiativen scheinen nun zu fruchten. Bei den aktuellen Weihen war offenbar auch hilfreich, dass sich der Heilige Stuhl entgegenkommend zeigte. So ist Bischof Wang laut Online-Portal "Asia News" der Wunschkandidat der kommunistischen Partei. Mit der Errichtung des Bistums Weifang, das genau den zivilen Stadtgrenzen entspricht, habe sich der Vatikan an den von China gewollten Zuschnitt katholischer Diözesen angenähert.
Blaupause Vietnam
Eine Blaupause für die weiteren diplomatischen Ziele des Heiligen Stuhls könnte Vietnam sein, wo Celli einst ebenfalls als Wegbereiter wirkte. Nach jahrelangem Stillstand vereinbarten das kommunistische Land und der Vatikan im Juli die Errichtung einer Ständigen Vertretung Roms in Hanoi. Zudem lud Präsident Vo Van Thuong den Papst zu einem Besuch ein. Es ist ein offenes Geheimnis, dass auf Franziskus' Wunschliste für künftige Reisen China und Vietnam weit oben stehen.