Acht Propheten-Figuren werden am 19. März im Rahmen der Rekonstruktionsarbeiten des Berliner Stadtschlosses auf der Kuppel-Balustrade des Humboldt-Forums montiert. "Wir haben hier eine historische Rekonstruktion von biblischen Figuren wie sie Teil des Gesamtkonzepts des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm IV. waren", erläuterte der Generalintendant des Humboldt-Forums, Hartmut Dorgerloh, bei einer Besichtigung für Journalisten am Donnerstag in Berlin. Derzeit befinden sich die Figuren auf einem Ablageplatz vor dem Schloss.
Streit über religiöse Elemente
Dabei betonte Dorgerloh, dass die Aufgabe des Humboldt-Forums weit darüber hinausgehe, sich in einem christlichen Kontext zu positionieren. In der Vergangenheit hatten die biblische Inschrift und das Kreuz auf der Kuppel des Schlosses für Streit gesorgt. Kritiker sahen die weltanschaulich neutrale Ausrichtung des Humboldt-Forums durch die rekonstruierten religiösen Elemente gefährdet.
Bei den gut drei Meter hohen, sandfarbenen Figuren, die nun auf ihre historischen Plätze montiert werden, handelt es sich um die alttestamentarischen Propheten Jesaja, Hosea, Zephania, Zacharias, Jonas, Daniel, Jeremias und Hesekiel. Sie ergänzen die Figuren von Moses und Elias, die sich bereits auf den Außenecken der Balustrade befinden.
Weitere Balustradenfiguren
Aus Sicherheitsgründen werden die Propheten mit kaum sichtbaren Blitzableiter-Stäben ausgestattet, erklärte Hans-Dieter Hegner, beim Humboldt-Forum für die Technik verantwortlich. Weitere Balustradenfiguren im Stile des Rokoko, die keinen religiösen Bezug haben, sollen bis zum Frühjahr 2025 am Schloss aufgestellt werden. Damit wäre der umstrittene Wiederaufbau des Stadtschlosses dann abgeschlossen, in dem das Humboldt Forum untergebracht ist. Es wurde im September 2022 vollständig eröffnet und vereint die völkerkundlichen Sammlungen Berlins.
Die Wiederaufbau des barocken Schlosses, das im Zweiten Weltkrieg sehr beschädigt und 1950 auf Befehl der DDR-Führung gesprengt wurde, erfolgte zwischen 2013 und 2020. Die Teilrekonstruktion wurde 2002 vom Bundestag beschlossen. Der Siegerentwurf des italienischen Architekten Franco Stella wurde dabei von Anfang an von kontroversen Diskussionen begleitet. Kritiker halten unter anderem einen originalgetreuen Wiederaufbau für architektonisch nicht mehr zeitgemäß.