Das Neue Testament kenne keine Ermächtigung zur Weltherrschaft für Christen und auch keine Aufforderung zur Unterwerfung Ungläubiger, betonte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz in Berlin gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Nach Kritik an der Originalinschrift an der Kuppel plant die Stiftung Humboldt Forum im Rahmen eines Kunstprojektes eine zeitweilige Überblendung der Bibel-Zitate. Ziel ist eine kritische Auseinandersetzung mit der aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammenden Inschrift.
Kritik an Kuppel-Inschrift
Während dann weiterhin tagsüber die Bibel-Zitate zu lesen wären, könnten nachts - wenn die Inschrift nicht sichtbar ist - Texte mit LED-Technik auf den Schriftzug projiziert werden, hieß es. Dabei sollen dann kommentierende und reflektierende Texte zu lesen sein, wie Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) Anfang November das Vorhaben verteidigte. Roth ist Stiftungsratsvorsitzende des Humboldt Forums.
Kritik gibt es vor allem am zweiten Teil der von Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) veranlassten Kuppel-Inschrift. Sie stammt aus dem Philipper-Brief im Neuen Testament und lautet: "Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind."
"Es geht hier nicht um einen Kulturkampf"
Stäblein betonte, "die Worte, die die Kuppel umranden, stehen im Gegensatz zu jedem Dominanz- und Machtanspruch von Institutionen, von politisch und auch von geistlich Herrschenden". Sie sollten "nicht als falscher Absolutheitsanspruch des Christentums in einer pluralen Welt missverstanden werden". "Es geht darum, dass alle Menschen, auch ein Preußenkönig, die Knie vor Christus beugen sollen", betonte der evangelische Theologe.
Stäblein unterstrich, er sehe keinen Gegensatz zwischen dem Bibelwort auf der Kuppel und der geplanten Überblendung mit Worten etwa zu Menschenrechten. Zugleich regte er an, dass sich alle an dem Kunstprojekt Beteiligten mit der Kirche an einen Tisch setzen: "Lasst uns zusammen etwas Kluges machen!" Er verstehe nicht, "dass man nicht mal das Gespräch mit uns offiziell sucht, wenn man anfängt, an prominentester Stelle Bibelworte zu überblenden".
"Es geht hier nicht um einen Kulturkampf", so Stäblein weiter. Es sei "irritierend und abwegig" zu glauben, heute Vertreterinnen und Vertreter der Religion in die Schranken weisen zu müssen: "Einen Staat, der meint, alles Religiöse gehöre heraus aus dem öffentlichen Raum, selbst wenn es historisches Zeugnis ist, würde ich vor Selbstüberhebung warnen."