Am Anfang war die "Nonnenstudie", dann kam die Klosterstudie, und auch derzeit läuft eine Ordensstudie. Männer und Frauen in katholischen Orden sind begehrte Teilnehmer an wissenschaftlichen Untersuchungen. Ein Überblick und eine Erklärung.
Die "Nonnenstudie": Der US-amerikanische Mediziner David Snowdon begann seine "Nonnenstudie" 1986, zunächst mit dem Ziel, die psychischen und physischen Folgen des Alterns zu erforschen. 1990 beschloss er, sich auf die Alzheimer-Krankheit zu konzentrieren.
"Nonnenstudie" wird fortgeführt
Damals trat er an die Leitung der Armen Schulschwestern mit einer sehr sensiblen Frage heran: Ob die Nonnen bereit wären, über ihre sonstige Mitarbeit hinaus ihr Gehirn der Wissenschaft zu spenden?
Insgesamt 678 Nonnen, die 75 Jahre oder älter waren, gaben ihre Zustimmung. Für die Schwestern war das Projekt eine logische Fortführung ihrer Aufgabe, sich um die Armen und die Kranken zu kümmern. Aktuell wird nach der Pensionierung von David Snowdon die "Nonnenstudie" von Margaret Flanagan an der University of Texas in San Antonio weitergeführt.
Die Klosterstudie: Die Deutsch-Österreichische Klosterstudie unter der Leitung von Marc Luy will die Mechanismen von Gesundheit, Alterung und Lebenserwartung erforschen. Auf diese Weise versuchen die Forscher nach eigenen Angaben, den Schlüssel für das sogenannte erfolgreiche Altern zu finden.
Die beteiligten Forscherinnen und Forscher sammeln dafür Informationen aus den Klosterarchiven wie Geburtsdatum, Eintrittsdatum und gegebenenfalls das Austritts- oder Sterbedatum der Betreffenden. Zugleich läuft eine Befragung über Gesundheit und Risikofaktoren. An dieser haben sich bisher 1.158 Ordensleute - 622 Frauen und 536 Männer - aus 16 Orden in Deutschland und Österreich beteiligt.
Forschungsprojekt "Die letzte Lebensphase hochbetagter Ordensleute"
Die Ordensstudie: Ruth Mächler leitet das Forschungsprojekt "Die letzte Lebensphase hochbetagter Ordensleute", das an der Professur für Spiritual Care und psychosomatische Gesundheit an der TU München angesiedelt ist. Das Projekt wurde von dem Jesuitenorden und den Sacre-Coeur-Schwestern angeregt. Sie hat mit insgesamt 21 Ordensleuten (12 Jesuiten, 9 Schwestern) biografische Tiefeninterviews geführt zur Frage, wie sie das Altwerden im Orden erleben und wie ihre Erfahrungen weitergegeben werden können.
Mächler hat einen internen Bericht für die Orden verfasst, hat derzeit zwei wissenschaftliche Aufsätze in Arbeit, und im Frühjahr 2025 wird ein Buch erscheinen. Anhand der Gespräche mit den Ordensleuten soll aufgezeigt werden, was sich von den hochbetagten Ordensleuten im Hinblick auf die Bewältigung des Lebens und des Alterns lernen lässt.
Warum eignen sich Ordensleute so gut für Studien, die sich mit den vielfältigen Aspekten des Altwerdens beschäftigen? Auf der Webseite der Klosterstudie werden die Gründe genannt: "Eine besonders wichtige Eigenschaft von Ordensfrauen und Ordensmännern ist, dass sie sich in ihren Lebensumständen sehr ähnlich sind. So unterscheiden sie sich zum Beispiel nicht bezüglich Tagesablauf, Ernährung, Wohnsituation, Familienstand, Religionszugehörigkeit und vieler anderer Aspekte, die Gesundheit und Langlebigkeit beeinflussen. Darüber hinaus ermöglichen die Klosterarchive vieler Gemeinschaften die Rekonstruktion der Lebensläufe ihrer Mitglieder."