DOMRADIO.DE: Barnabas und Barabbas dürfen nicht verwechselt werden. Was bedeuten die Namen?
Jan Hendrik Stens (Redakteur bei DOMRADIO.DE): In der Tat werden diese beiden Namen, die recht ähnlich klingen, häufig verwechselt. Bei Barabbas handelt es sich um einen wegen Mordes Angeklagten in römischer Gefangenschaft, der schließlich auf Wunsch des Volkes freigelassen wurde.
Der Name kommt aus dem Aramäischen und bedeutet "Sohn des Abbas" oder "Sohn des Herrn". Der Name unseres Apostels Barnabas heißt übersetzt "Sohn des Trostes". Diesen Namen erhielt er von den anderen Aposteln. Sein ursprünglicher Name lautet Josef. So berichtet uns die Apostelgeschichte.
DOMRADIO.DE: Barnabas wird als Apostel bezeichnet. Aber unter den Zwölf taucht sein Name gar nicht auf. Warum nicht?
Stens: Bei den zwölf Aposteln handelt es sich um den engsten Kreis um Jesus herum. Sie waren beim Abendmahl dabei und ihnen hat er schließlich auch die Vollmachten gegeben, Aussätzige zu heilen, Sünden zu vergeben und vieles mehr.
Dann gibt es aber auch noch Personen, die wir als Apostel bezeichnen, die aber nicht zu diesen Zwölf gehören, also einen erweiterten Kreis bilden. Bekannteste Person ist hier Paulus, aber auch Maria von Magdala wird als Erstzeugin der Auferstehung Jesu als "Apostelin der Apostel" bezeichnet. Man kann also Barnabas zu diesem erweiterten Kreis der Apostel zählen.
DOMRADIO.DE: Barnabas steht in enger Beziehung zu Paulus. Was verbindet die beiden?
Stens: Es ist vor allem ein Verdienst des Apostels Barnabas, dass Paulus nach seiner Bekehrung in die Jerusalemer Gemeinde aufgenommen wurde. Auch sein Wirken als Heidenmissionar wurde durch Barnabas unterstützt. Beide wirkten gemeinsam in Antiochia und machten dann auch die erste Missionsreise nach Zypern und durch Kleinasien.
Beim Apostelkonzil traten Paulus und Barnabas dafür ein, dass die Gesetze der Juden – also die Beschneidung und die Essensvorschriften – nicht für diejenigen gelten, die als Heiden getauft werden. Später aber kam es zum Streit zwischen Barnabas und Paulus, so dass sich die Wege der beiden trennten.
DOMRADIO.DE: Die meisten Apostel werden auch als Märtyrer verehrt. Wie sieht es mit dem Tod des heiligen Barnabas aus?
Stens: Nach der Trennung zwischen Paulus und Barnabas erfahren wir nur sehr wenig über den heutigen Tagesheiligen. Barnabas ist danach zusammen mit seinem Vetter Markus nach Zypern gegangen. Der Überlieferung nach soll Barnabas in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts den Märtyrertod durch Steinigung erlitten haben. Er wird also auch als Märtyrer verehrt, weshalb heute die liturgische Farbe Rot ist.
DOMRADIO.DE: Nun wird Barnabas als Apostel durch einen Gedenktag geehrt, nicht jedoch durch ein Fest wie die anderen Apostel. Warum nicht?
Stens: Das liegt vor allem daran, dass Barnabas nicht zum Kreis der zwölf Apostel gezählt wird. Auch hat er nicht die Bedeutung eines Paulus, der ja mit seinen zahlreichen Briefen eine ganze Theologie geprägt hat. Und auch die Bedeutung der heiligen Maria von Magdala als "Apostelin der Apostel" hat Barnabas nicht. Er reiht sich daher mit Timotheus und Titus in die Gruppe der Apostel und Apostelschüler ein, die vor allem zum Kreis um Paulus herum zählen.
Das Interview führte Heike Sicconi.