Caritasverband reagiert auf Pistorius' Wehrdienstpläne

Forderung nach Rechtsanspruch für Gesellschaftsdienste

Verteidigungsminister Pistorius will den Wehrdienst wieder einführen. Der Wohlfahrtsverband fordert, zugleich freiwillige Gesellschaftsdienste sicher zu finanzieren. Die Evangelische Kirche begrüßt Pistorius-Pläne.

Soldaten der Bundeswehr / © Mircea Moira (shutterstock)
Soldaten der Bundeswehr / © Mircea Moira ( shutterstock )

Neben dem Wehrdienst sollten nach Auffassung des Caritasverbandes auch die freiwilligen Gesellschaftsdienste als Beitrag zur einer widerstandsfähigen demokratische Gesellschaft gestärkt werden. Nötig sei ein umfassendes Konzept von freiwilligen Diensten, sagte die Präsidentin des Verbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, am Mittwoch in Berlin. Sie äußerte sich aus Anlass der Vorstellung der Pläne von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) zur Stärkung der Bundeswehr durch einen Auswahlwehrdienst.

Eva-Maria Welskop-Deffaa / © Gordon Welters (KNA)
Eva-Maria Welskop-Deffaa / © Gordon Welters ( KNA )

Die Caritas-Chefin forderte von der Bundesregierung, allen jungen Menschen einen freiwilligen Gesellschaftsdienst im Rahmen eines Engagementjahres zu ermöglichen. Dazu gehöre auch ein Rechtsanspruch. Der Freiwilligendienst könne als sozialer oder ökologischerFreiwilligendienst, als Dienst im Inland oder Ausland, in der Katastrophenhilfe oder bei der Feuerwehr geleistet werden, so Welskop-Deffaa.

Finanzierungs-Hickhack

Verknüpft mit den Vorschlägen von Pistorius erlaube dies, jungen Menschen einen freiwilligen Dienst als Orientierungszeit anzubieten. Zugleich biete es Trägern der Freiwilligendienste wieder eine finanzielle und strukturelle Planungssicherheit. Diese sei durch das "Finanzierungs-Hickhack der letzten zwei Jahre massiv ruiniert".

Evangelische Kirche begrüßt Pistorius-Pläne

Aus der evangelischen Kirche kommen grundsätzlich positive Reaktionen auf die Pläne von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius für einen neuen Wehrdienst. Der evangelische Militärbischof Bernhard Felmberg begrüßte in Berlin am Mittwoch das Konzept als "Paradigmenwechsel".

"Angesichts der veränderten sicherheitspolitischen Bedrohungswahrnehmung halte ich solch eine Reflexion für angemessen und hilfreich", sagte Felmberg. Er sei dankbar, dass Pistorius ausdrücklich auf das individuelle Recht der Kriegsdienstverweigerung hingewiesen habe. Aber die Situation, die mit dem Begriff Zeitenwende beschrieben sei, "erlaubt es uns als Gesellschaft nicht länger, Fragen der Sicherheit und der Verteidigungsbereitschaft ausschließlich an eine abgeschlossene Berufsgruppe von Soldatinnen und Soldaten zu delegieren".

Größere Anerkennung für zivile Friedensdienste 

Die Friedensverbände Aktionsgemeinschaft Dienst für die Frieden (AGDF) und Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) begrüßten, dass Pistorius keine Form der allgemeinen Wehrpflicht in Friedenszeiten anstrebe, sondern die Entscheidung für den Dienst an der Waffe grundsätzlich freiwillig bleibe. Zugleich müssten zivile Friedensdienste größere Anerkennung und Unterstützung durch Staat und Gesellschaft erfahren, erklärten die Geschäftsführer Jan Gildemeister und Wolfgang Max Burggraf in Bonn.

Pistorius hatte am Mittwoch Pläne für einen neuen Wehrdienst vorgestellt. Ihm zufolge sollen pro Jahr 5.000 Freiwillige zusätzlich für einen Grundwehrdienst zwischen sechs und 17 Monaten gewonnen werden. Dafür sollen alle 18-jährigen Männer eines Jahrgangs einen Fragebogen beantworten müssen. Von den 400.000 Angeschriebenen sollen 40.000 Interessenten verpflichtend zur Musterung eingeladen werden. Frauen sollen auf freiwilliger Basis angeschrieben werden.

Quelle:
epd , KNA