Bulgariens orthodoxe Kirche wählt neues Oberhaupt

Patriarchenkür in Sofia

Die Bulgarische Orthodoxe Kirche sucht einen neuen Patriarchen. Einen Favoriten gibt es noch nicht. Doch eine Vorauswahl ist bereits getroffen. Nun hat ein Konzil, bestehend aus 140 Personen, die Qual der Wahl.

Symbolbild Orthodoxer Priester / © Mila Drumeva (shutterstock)
Symbolbild Orthodoxer Priester / © Mila Drumeva ( shutterstock )

Iwaljo Najdenow entscheidet am kommenden Sonntag mit darüber, wer neuer Patriarch der bulgarisch-orthodoxen Kirche wird.

Najdenow ist Dekan der Theologischen Fakultät der Universität Sofia und gehört damit automatisch zu den mehr als 140 Personen, die den Patriarchen wählen. Eine Prognose, welcher der drei Kandidaten Oberhaupt der Kirche wird, möchte er nicht abgeben. "Es gibt keinen Favoriten", sagt Najdenow der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Er geht davon aus, dass für die Mitglieder des Landeskonzils ihre Sympathie für einen der Metropoliten und ihre Vision für die Kirche eine Rolle bei der Wahl spielen werden. Das Verhältnis zu den Patriarchaten von Moskau und Konstantinopel seien dagegen nicht von Bedeutung, meint der Theologe. Das Landeskonzil setzt sich überwiegend aus Geistlichen zusammen.

Immerhin mehr als ein Drittel der Mitglieder sind Laien. Dazu zählen auch Najdenow und die Dekanin der Theologischen Fakultät der Universität in Weliko Tarnowo. Alle Metropoliten und Bischöfe gehören dem Landeskonzil sowieso an. Die meisten Mitglieder des Konzils vertreten eine der insgesamt 15 Eparchien (Diözesen), die je drei Geistliche und zwei Laien entsenden. Nur die Hauptstadteparchie schickt insgesamt zehn Vertreter. Zudem nehmen auch Delegierte von Klöstern am Konzil teil.

Bereits kommissarischer Vorsteher

Der aus allen Metropoliten bestehende Heilige Synod brauchte am 20. Juni acht Stunden und mehr als 40 Wahlgänge um drei Kandidaten für das Leitungsamt der Kirche zu nominieren. Bei der letzten Patriarchenwahl 2013 hatte der Heilige Synod sogar zwei Tage gebraucht, bis drei Metropoliten eine Zwei-Drittel-Mehrheit bekamen.

Auf Anhieb nahm diesmal Metropolit Grigorij (53) aus Wraza die Hürde. Er bekam bereits im ersten geheimen Wahlgang elf der 14 Stimmen.

Patriarch Neofit (Archiv) / © Anton Chalakov (shutterstock)
Patriarch Neofit (Archiv) / © Anton Chalakov ( shutterstock )

Grigorij war bereits wenige Tage nach dem Tod von Patriarch Neofit am 13. März zum kommissarischen Vorsteher der Kirche gewählt worden. Er absolvierte als einziger der drei Kandidaten in Athen ein Theologiestudium. Ab Mai 2014 diente Grigorij Patriarch Neofit mehrere Jahre als Vikar und gehörte damit zu seinen engen Mitarbeitern. Seit 2017 ist er Metropolit der 50.000-Einwohner-Stadt Wraza im Nordwesten Bulgariens.

Kandidat Metropolit Daniil (52) von Widin erhielt erst im 32. Wahlgang die nötigen neun Stimmen im Heiligen Synod. Er began 1996 in Sofia Anglistik zu studieren, entschied sich im Jahr drauf jedoch zum Theologiestudium und trat ins Kloster ein. Von 2010 bis 2018 sammelte er als Vikar von Joseph, dem Metropoliten der Vereinigten Staaten von Nordamerika und Australiens, Auslandserfahrung, bis er Metropolit der Donaustadt Widin wurde.

Nicht im Konflikt mit dem Moskauer Patriarchat.

Der älteste der drei Anwärter für das Patriarchenamt ist mit 73 Jahren Metropolit Gawriil aus Lowetsch. Er war Neofit bei der letzten Patriarchenwahl in einer Stichwahl unterlegen. Er wurde am 16. Juli 1950 in Sofia geboren und verbrachte seine Kindheit von 1953 bis 1966 in der Tschechoslowakei. Theologie studierte er in Sofia und Moskau.

Anschließend arbeitete er von 1986 bis 1991 arbeitete er für die orthodoxe Kirche in der russischen Hauptstadt.

Alle drei nominierten Metropoliten stehen nicht im Konflikt mit dem Moskauer Patriarchat. Wegen des Streits um die Anerkennung der mit Unterstützung des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel 2018 gegründeten Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) hatte die russisch-orthodoxe Kirche jüngst mit jenen bulgarischen Bischöfen gebrochen, die in Istanbul einen gemeinsamen Gottesdienst mit Patriarch Bartholomaios I. und dem Oberhaupt der OKU, Epiphanius, gefeiert hatten. Moskau beendete die Kirchengemeinschaft mit ihnen.

Betroffen davon ist auch Metropolit Nikolai aus Plowdiw. Er erklärte selbst kategorisch, er wolle nicht Patriarch werden. Die bulgarisch-orthodoxe Kirche erkennt die OKU bislang nicht an.

Orthodoxe Kirche

Als orthodoxe Kirche wird die aus dem byzantinischen (Oströmischen) Reich hervorgegangene Kirchenfamilie bezeichnet. Sie besteht je nach Standpunkt aus 14 beziehungsweise 15 selbstständigen ("autokephalen") Landeskirchen. "Orthodox" ist griechisch und bedeutet "rechtgläubig". Trotz großer nationaler Unterschiede und innerer Konflikte versteht sich die Orthodoxie in Bekenntnis und Liturgie als eine einzige Kirche. Ehrenoberhaupt ist der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I. (84).

Christlich-orthodoxes Holzkreuz und Kirche in der Nähe von Kharkiv in der Ukraine / © aquatarkus (shutterstock)
Christlich-orthodoxes Holzkreuz und Kirche in der Nähe von Kharkiv in der Ukraine / © aquatarkus ( shutterstock )
Quelle:
KNA