"Pilgern live" besucht das Münchner Angerkloster

Bildung im Mittelpunkt

Einen Kindergarten, eine Grundschule, ein Gymnasium und ein Wohnheim für Studentinnen betreiben die Armen Schulschwestern in ihrem Kloster mitten in München. Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen besucht es auf seiner "Pilgern live"-Tour.

Blick über München mit Liebfrauenkirche / © Travel Faery (shutterstock)
Blick über München mit Liebfrauenkirche / © Travel Faery ( shutterstock )

Ingo Brüggenjürgen (Chefredakteur von DOMRADIO.DE): Schwester Annemarie Bernhard, Sie sind Oberin der Armen Schulschwestern in München. Sie sind Mitglied im Provinzial Leitungsteam und auch noch Organistin. Das sind eine ganze Reihe von Funktionen. Was machen Sie davon am liebsten?

Schwester Annemarie Bernhard, Oberin vom Angerkloster in München. / © Ingo Brüggenjürgen (DR)
Schwester Annemarie Bernhard, Oberin vom Angerkloster in München. / © Ingo Brüggenjürgen ( DR )

Schwester Annemarie Bernhard (Oberin der Armen Schulschwestern): Das kann ich gar nicht so genau sagen. Wobei, die Musik ist schon etwas Wichtiges in meinem Leben. Ich war Musiklehrerin. Insofern ist das Orgelspielen das, was ich gerne mache. Aber auch die Sorge um die Schwestern ist eine Aufgabe, die ich sehr gerne erledige.

Brüggenjürgen: Sie sind im Haus noch rund dreißig Schwestern. Ich durfte gerade beim Gottesdienst dabei sein. Wie sieht das regelmäßige Gebetsleben aus?

Sr. Annemarie: Wir beten morgens die Laudes und am Abend die Vesper. Außerdem feiern wir gemeinsam die Eucharistiefeier.

Brüggenjürgen: Gemeinschaft wird bei Ihnen großgeschrieben?

Sr. Annemarie: Ja, würde ich schon sagen. Wir essen gemeinsam und wir versuchen unser Leben gemeinsam zu organisieren und zu gestalten.

Brüggenjürgen: Die Arbeit in Ihrem im Alltag dreht sich um den Aspekt der Bildung. Warum liegt in die Bildung so am Herzen?

Sr. Annemarie: Das hängt mit unserer Gründerin zusammen, Theresia Gerhardinger. Im 19. Jahrhundert hat sie sich mit dem Bildungsdefizit, was es damals vor allem für Mädchen gegeben hat, beschäftigt und zu diesem Zweck ihre Gemeinschaft gegründet. Ziel war und ist es, Mädchen eine gute Bildungschance zu geben und sie fit zu machen für das Leben. Das war ihre Vision, könnte man sagen. Dem sind wir immer noch verpflichtet.

Brüggenjürgen: Wie sieht das konkret im Alltag aus?

Sr. Annemarie: Wir haben im Haus ein Schulzentrum mit Kindergarten, Grundschule, Gymnasium und Studentinnen-Wohnheim. Viele Schwestern haben oder arbeiten immer noch in unseren pädagogischen Einrichtungen oder im Bildungsbereich. Bildung ist uns nach wie vor ein großes Anliegen, weil Bildung die Grundlage für alles ist, was man im Leben erreichen kann.

Brüggenjürgen: Sie sind selbst Lehrerin gewesen. Was hat sich über die Zeit verändert? 

Sr. Annemarie: Es hat sich sicher verändert. Wie soll ich das beschreiben? Ich weiß es nicht. Es ist anders geworden. Als Lehrer steht man immer mittendrin. Es gibt in der Schule nichts, was es nicht gibt. In einer Schule erlebt man alles. Die Jugendlichen haben sich natürlich verändert. Auch die Art des Unterrichtens hat sich verändert. Von dem dozierenden Stil zu einem Miteinander mit mehr Gruppenarbeit und Methodenvielfalt. Da hat sich schon einiges verändert.

Brüggenjürgen: Hilft Ihnen als Gemeinschaft der Kontakt über die Jugendlichen nicht abzuheben, sondern geerdet zu bleiben?

Sr. Annemarie: Das hoffe ich. Es ist auch auf jeden Fall so. Auch die älteren Schwestern sind immer noch sehr an allem Neuen interessiert. Man tauscht sich mehr. Das geht in beide Richtungen, wenn von den Erfahrungen und Erinnerungen berichtet wird. Wir hoffen sehr, dass wir geerdet bleiben.

Brüggenjürgen: Sie tragen ihre Ordenskleider auch im Unterricht. Wie ist das für die Jugendlichen?

Sr. Annemarie: Das ist am Anfang ein bisschen ungewohnt für die Kinder, die neu zu uns kommen. Aber es wird mit der Zeit schnell etwas Normales und für die Kinder Gewohntes.

Brüggenjürgen: Viele Klöster haben Nachwuchsprobleme. Wie sieht es da bei Ihnen aus mit der Schule direkt dran?

Sr. Annemarie: Ja, wir haben auch die Nachwuchsprobleme. Momentan gibt es keinen Nachwuchs bei uns.

Brüggenjürgen: Wo sehen Sie die Herausforderungen der Zukunft für Ihre Gemeinschaft?

Sr. Annemarie: Ich denke, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die an unseren pädagogischen Einrichtungen arbeiten, so geschult werden müssen, dass sie ihre pädagogische Tätigkeit in unserem Sinn weiter ausüben können. Damit meine ich unsere Haltung des ganzheitlichen Unterrichtens. Es gilt den ganzen Menschen im Blick zu haben und nicht nur den Verstand zu bilden, sondern auch das Herz, um die Jugendlichen für das Leben fit zu machen. Das ist uns ein Anliegen, dass es in unserem Sinn mit unseren weltlichen Kollegen und Kolleginnen weitergeht.

Quelle:
DR