Adidas ändert Werbekampagne zu Olympia '72 mit Bella Hadid

Vorwürfe von Antisemitismus

Der Sportartikel-Hersteller Adidas hat einen beliebten Schuh aus den 70er Jahren neu herausgebracht und bewirbt ihn mit US-Topmodel Bella Hadid. Die Kampagne löst nach Antisemitismusvorwürfen einen Shitstorm aus. Der Konzern reagiert.

Autor/in:
Alexander Pitz
Das Logo des Sportartikelherstellers Adidas auf einem Schuh. / © Daniel Karmann (dpa)
Das Logo des Sportartikelherstellers Adidas auf einem Schuh. / © Daniel Karmann ( dpa )

Gegenstand des Streits ist eine Neuauflage des Sneaker-Modells "SL 72", das ursprünglich für die Olympischen Spiele in München 1972 entwickelt worden war. Mehrere jüdische Organisationen empfinden die Marketing-Aktion vor dem Hintergrund des damaligen Olympia-Attentats als respektlos. Damals wurden mehrere israelische Sportler von palästinensischen Terroristen ermordet. Hinzu kommt, dass Bella Hadid, die selbst palästinensische Wurzeln hat, zuletzt mehrfach mit israelfeindlichen Äußerungen auffiel.

Ein Adidas-Sprecher teilte der KNA nun mit: "Wir sind uns bewusst, dass Verbindungen zu tragischen historischen Ereignissen hergestellt wurden - auch wenn diese völlig unbeabsichtigt sind - und wir entschuldigen uns für jegliche Verärgerung oder Leid, die dadurch verursacht wurden. Aus diesem Grund überarbeiten wir die Kampagne." Nähere Angaben zu den geplanten Änderungen machte das Unternehmen nicht. Im Laufe des Freitags wurde jedoch ein einschlägiges Posting von Adidas auf der Online-Plattform X gelöscht.

Internationale Empörung

Die Kampagne für den "SL 72" war am Montag vorgestellt worden. Die internationale Organisation Combat Antisemitism Movement erklärte am Donnerstag: "Dass Adidas sich für Hadid entschieden hat, die ständig gegen Juden hetzt und den jüdischen Staat angreift, ist schon schlimm genug. Aber dass sie einen Schuh auf den Markt bringen, der an eine Olympiade erinnert, bei der so viel jüdisches Blut vergossen wurde, ist einfach nur krank."

Ähnlich reagierte die US-Organisation StopAntisemitism. Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland äußerte Unverständnis. Die israelische Botschaft in Berlin schaltete sich ebenfalls in den Streit ein. Auf der Plattform X schrieb sie: "Raten Sie mal, wer das Gesicht der Kampagne ist? Bella Hadid, ein Model mit palästinensischen Wurzeln, das in der Vergangenheit Antisemitismus verbreitete und zu Gewalt gegen Israelis und Juden aufrief."

Adidas versicherte zwar, die Kampagne zu überarbeiten. Dennoch meldeten sich immer mehr Kritiker zu Wort. Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland warf dem Konzern fehlende historische Sensibilität mit Blick auf das Olympia-Attentat von 1972 vor. Das sei "geschmacklos" gegenüber den Opfern.

Kritik auch nach Entschuldigung

Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, will die Entschuldigung von Adidas nicht akzeptieren und stört sich am Wortlaut der entsprechenden Erklärung. "Die Erklärung von Adidas ist nicht genug. Das Olympia-Attentat von 1972 ist kein 'tragisches' Ereignis", sagte Prosor dem Sender Welt TV. Palästinensische Terroristen hätten willentlich elf Israelis ermordet. Der Terror von damals habe sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. "Wie kann Adidas nun behaupten, die Erinnerung daran sei 'völlig unbeabsichtigt' gewesen?", kritisierte der Diplomat.

Ob die Zusammenarbeit zwischen Hadid und dem Schuh-Hersteller Bestand hat oder nicht, bleibt vorerst offen. Bereits 2022 hatte Adidas nach Antisemitismusvorwürfen gegen Kanye West ("Ye") die zuvor höchst erfolgreiche Partnerschaft mit dem US-Rapper beendet. Die Produktion der Marke "Yeezy" wurde eingestellt; die Folgen belasteten das vergangene Geschäftsjahr erheblich.

Religion ist oft nicht Grund für Antisemitismus

Antisemitismus unter Musliminnen und Muslimen in Deutschland ist einer Untersuchung zufolge häufig eher eine Folge konservativ-autoritärer Einstellungen als der Religion an sich. Auch gebe es Hinweise, dass regionale beziehungsweise nationale Diskurse einen stärkeren Einfluss auf negative Einstellungen gegenüber Jüdinnen und Juden hätten als religiöse Zugehörigkeit. So zeigten zum Beispiel auch Menschen christlichen Glaubens entsprechende Ressentiments.

Antisemitismus: Juden in Deutschland sehen wachsende Bedrohung / © Arne Dedert (dpa)
Antisemitismus: Juden in Deutschland sehen wachsende Bedrohung / © Arne Dedert ( dpa )
Quelle:
KNA