Für Mallorca-Pfarrer bedeutet Wasserknappheit neue Aufgaben

Wasser für die Alten und Armen

Hitze und Dürre stellen Mallorca vor besondere Herausforderungen. Während die Touristen in Pools plantschen, müssen kleine Orte per Tankwagen mit Trinkwasser versorgt werden. Wie die Katholische Auslandsseelsorge reagiert.

Autor/in:
Uta Vorbrodt
Touristen genießen einen warmen Sommertag am Strand von Arenal. / ©  Clara Margais/dpa (dpa)
Touristen genießen einen warmen Sommertag am Strand von Arenal. / © Clara Margais/dpa ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wird bei Ihnen in der Kirche das Wasser abgestellt?

Pfarrer Andreas Falow / © Falow (privat)
Pfarrer Andreas Falow / © Falow ( privat )

Andreas Falow (Pfarrer der katholischen Auslandsseelsorge auf den Balearen): In Palma ist davon nichts zu spüren. Wir und die ganze Innenstadt und alle Gebäude sind mit Trinkwasser gut versorgt. Also das ist kein Problem.

DOMRADIO.DE: Aber auf dem Land, im Inselinneren und in Gebirgsdörfern haben rund 10.000 Einwohner täglich für mehrere Stunden kein Wasser und da herrscht angeblich immer mehr Trinkwasser-Mangel. Können Sie das bestätigen?

Andreas Falow

"Mit Tankwagen wird das Wasser dort hingefahren."

Falow: Ja, die kleineren Pfarreien und solche ganz kleinen Orte haben tatsächlich Probleme mit dem Wasser. Das ist oftmals in der Inselmitte. Die sind nicht direkt an das Trinkwassernetz angeschlossen, das aus dem Tramuntana-Gebirge kommt. Mit Tankwagen wird das Wasser dort hingefahren und deswegen wird das im Sommer reduziert.

DOMRADIO.DE: Brauchten sie in diesem Jahr schon Wasserschiffe, die Wasser nach Mallorca bringen?

Falow: So weit ist es noch nicht gekommen. Das war schon mal der Fall 2016. Aber wir haben noch genug. Der Füllstand der verschiedenen Trinkwasserspeicher des Tramuntana-Gebirges liegt bei über 50 Prozent. Palma und andere große Städte werden dadurch versorgt und da kriegen die Touristen und alle anderen Bewohner von Mallorca genug Wasser ab.

Hitze auf Mallorca / © Clara Margais (dpa)
Hitze auf Mallorca / © Clara Margais ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wenn wir von allen anderen Bewohnern von Mallorca sprechen, wer ist denn in den Sommermonaten eigentlich auf der Insel?

Falow: Die spanischen Familien besuchen meistens abuela und abuelo, also die Großeltern, auf dem Festland. Die wollen die Hitze hier nicht direkt abbekommen und auch den touristischen Rummel meiden. Es sind wenig Einheimische, die hier auf der Insel sind. Aber es gibt natürlich die Angestellten und es kommen auch Festland-Spanier, die hier sehr gerne ihren Urlaub verbringen, weil hier viele Freizeitbäder, Spaßbäder und der Strand sind. 

DOMRADIO.DE: Freizeit und Spaßbäder bringen uns ja wieder zum Thema Wasser zurück. Menschen in den Dörfern bekommen nur rationiert Wasser, aber Touristen plantschen in den vollen Pools. Wie nehmen Sie das wahr? Sind die Leute da erbost drüber?

Andreas Falow

"Dann ist einfach ein bisschen weniger Wasser im Pool."

Falow: Wir haben auch ein paar Finca-Besitzer mit Pools in der deutschen Gemeinde und die füllen die Pools, die sie im April oder Mai befüllt haben, zur Zeit nicht nach. Damit nimmt man Rücksicht auf die Wasserknappheit, dann ist einfach ein bisschen weniger Wasser im Pool. 

Oder man deckt die Pools mit Planen ab, sodass das Wasser nicht so schnell verdunstet. Wir versuchen schon, uns da ökologisch zu verhalten und auch darauf zu reagieren. In manchen Gemeinden darf man seit einer gewissen Zeit die Pools gar nicht mehr befüllen, aber das ist vor allem im Landesinneren der Fall.

Andreas Falow

"Wir haben auch immer Getränke dabei, die wir an die Obdachlosen weitergeben."

DOMRADIO.DE: Was für besondere Aufgaben ergeben sich für Sie als Kirchen aus dieser Wassermangel-Situation? Braucht es da besonderes Augenmerk?

Falow: Wenn wir aus pastoralen Gründen ältere Leute oder Altersheime besuchen, dann fragen wir, ob sie auch genügend trinken. Und wenn unsere Gruppen auf der Straße die Obdachlosen aufsuchen, haben wir auch immer Getränke dabei, die wir dann an die Obdachlosen weitergeben, so dass die nicht dehydrieren. Das sind so Aufgaben, die innerhalb der Pastoral jetzt hier im Hochsommer sehr sinnvoll sind.

DOMRADIO.DE: Was melden zum Beispiel die obdachlosen Menschen zurück? Sind Hitze und Wassermangel ein Thema für sie?

Falow: Ja, die Obdachlosen sind immer darauf bedacht, ihre Situation gut zu schildern. Sie möchten gern mit den Besuchsdiensten lange sprechen. Je länger, desto besser. Wenn sie verlangsamt sind in ihrem Verhalten und in ihrer Sprachweise durch die Hitze oder Dehydrierung, dann wird auch der Notarzt mal gerufen und der guckt dann, dass eine Versorgung stattfindet. Das ist ganz gut geregelt hier auf Mallorca.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Quelle:
DR