Der Luxemburger Erzbischof, Kardinal Jean-Claude Hollerich, hat eine vollständige Aufklärung des millionenschweren Betrugsfalls bei der luxemburgischen Caritas gefordert.
In einer am Montagabend veröffentlichten Pressemitteilung ermutigte er den in der vergangenen Woche gegründeten Krisenausschuss, eng mit der Justiz zusammenzuarbeiten.
"Tiefe Empörung" über die Veruntreuung
Hollerich äußerte "tiefe Empörung" über die Veruntreuung, die eine katholische Organisation betreffe, deren Ziel es sei, den Bedürftigen zu helfen. Es sei Aufgabe des Krisenkomitees, die Voraussetzungen für neues Vertrauen zu schaffen.
Ende Juli war bekannt geworden, dass eine Mitarbeiterin des Hilfswerks 61 Millionen Euro veruntreut haben soll. Medienberichten zufolge soll die Frau hohe Geldsummen auf Bankkonten in Spanien überwiesen haben. Caritas und Staatsanwaltschaft bestätigten den Fall.
Ermittlungen wegen Urkundenfälschung, Betrugs, Untreue und Geldwäsche wurden eingeleitet. Eine Person wurde zunächst in Gewahrsam genommen, jedoch auf Kaution wieder freigelassen.
Krisenstab soll Vertrauen wiederherstellen
Vergangene Woche teilte die Caritas Luxemburg mit, dass als Reaktion auf den Vorfall ein Krisenstab unter Leitung des Wirtschaftsberaters Cristian Billon eingerichtet worden sei. Ziel sei es, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Geschäftstätigkeit sicherzustellen und das Vertrauen aller Beteiligten wiederherzustellen.
Bei einem Treffen informierte der Krisenstab Kardinal Hollerich und weitere Verantwortliche des Erzbistums über den aktuellen Stand der Ermittlungen und die inzwischen ergriffenen Maßnahmen.
Der Fall schlug im Großherzogtum hohe Wellen. Ministerpräsident Luc Frieden betonte nach Bekanntwerden des Skandals, dass der Staat vorläufig "keinen Euro" mehr an die Caritas zahlen werde.
In einer Stellungnahme erklärte Caritas Luxemburg, die eigenen Angaben zufolge 500 Mitarbeiter hat, eine Prüfung solle ergeben, "wie eine Veruntreuung von Geldern dieses Ausmaßes und über einen Zeitraum von fast sechs Monaten möglich war".