Kardinal Hollerich fordert Aufklärung nach Caritas-Betrug

"Tiefe Empörung" über Veruntreuung

Nach einem millionenschweren Betrug bei der luxemburgischen Caritas soll ein Krisenstab den Fall aufklären und verlorenes Vertrauen zurückgewinnen. Erzbischof Jean-Claude Hollerich strebt eine enge Zusammenarbeit mit der Justiz an.

Symbolbild Geldscheine in einem Umschlag / © Wirestock Creators (shutterstock)
Symbolbild Geldscheine in einem Umschlag / © Wirestock Creators ( shutterstock )

Der Luxemburger Erzbischof, Kardinal Jean-Claude Hollerich, hat eine vollständige Aufklärung des millionenschweren Betrugsfalls bei der luxemburgischen Caritas gefordert. 

Jean-Claude Kardinal Hollerich / © Paolo Galosi (KNA)
Jean-Claude Kardinal Hollerich / © Paolo Galosi ( KNA )

In einer am Montagabend veröffentlichten Pressemitteilung ermutigte er den in der vergangenen Woche gegründeten Krisenausschuss, eng mit der Justiz zusammenzuarbeiten. 

"Tiefe Empörung" über die Veruntreuung

Hollerich äußerte "tiefe Empörung" über die Veruntreuung, die eine katholische Organisation betreffe, deren Ziel es sei, den Bedürftigen zu helfen. Es sei Aufgabe des Krisenkomitees, die Voraussetzungen für neues Vertrauen zu schaffen.

Ende Juli war bekannt geworden, dass eine Mitarbeiterin des Hilfswerks 61 Millionen Euro veruntreut haben soll. Medienberichten zufolge soll die Frau hohe Geldsummen auf Bankkonten in Spanien überwiesen haben. Caritas und Staatsanwaltschaft bestätigten den Fall. 

Ermittlungen wegen Urkundenfälschung, Betrugs, Untreue und Geldwäsche wurden eingeleitet. Eine Person wurde zunächst in Gewahrsam genommen, jedoch auf Kaution wieder freigelassen.

Krisenstab soll Vertrauen wiederherstellen

Vergangene Woche teilte die Caritas Luxemburg mit, dass als Reaktion auf den Vorfall ein Krisenstab unter Leitung des Wirtschaftsberaters Cristian Billon eingerichtet worden sei. Ziel sei es, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Geschäftstätigkeit sicherzustellen und das Vertrauen aller Beteiligten wiederherzustellen.

Stadtansicht von Luxemburg mit der Kathedrale Notre-Dame / © Wolfgang Radtke (KNA)
Stadtansicht von Luxemburg mit der Kathedrale Notre-Dame / © Wolfgang Radtke ( KNA )

Bei einem Treffen informierte der Krisenstab Kardinal Hollerich und weitere Verantwortliche des Erzbistums über den aktuellen Stand der Ermittlungen und die inzwischen ergriffenen Maßnahmen.

Der Fall schlug im Großherzogtum hohe Wellen. Ministerpräsident Luc Frieden betonte nach Bekanntwerden des Skandals, dass der Staat vorläufig "keinen Euro" mehr an die Caritas zahlen werde. 

In einer Stellungnahme erklärte Caritas Luxemburg, die eigenen Angaben zufolge 500 Mitarbeiter hat, eine Prüfung solle ergeben, "wie eine Veruntreuung von Geldern dieses Ausmaßes und über einen Zeitraum von fast sechs Monaten möglich war".

Jean-Claude Hollerich

Kardinal Jean-Claude Hollerich ist seit 2011 Erzbischof im traditionell katholisch geprägten Luxemburg. Am 9. August 1958 im luxemburgischen Differdingen geboren, studierte er Ende der 70er Jahre in Rom Theologie. 1981 trat er in den Jesuitenorden ein und verbrachte in den 80er und 2000er Jahren jeweils mehrere Jahre in Tokio.


Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, / ©  Sven Becker (KNA)
Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, / © Sven Becker ( KNA )
Quelle:
KNA