Jugendpastorales Zentrum EKKO Bonn feiert ersten Geburtstag

"Viele kommen mit großer Neugier"

Das Jugendpastorale Zentrum EKKO am Bonner Münster feiert seinen ersten Geburtstag und blickt auf ein erfolgreiches Jahr. Am Sonntagabend besucht Kardinal Woelki die Jugendlichen, um sich mit ihnen nach einer Messe auszutauschen.

Autor/in:
Tobias Fricke
Bonner Münster / © Goals Media (shutterstock)

DOMRADIO.DE: EKKO heißt die junge Kirche in Bonn. Wofür steht EKKO?

Kaplan Dr. Christian Jasper / © Benjamin Westhoff (Katholisches Stadtdekanat Bonn)

Dr. Christian Jasper (Bonner Stadtjugendseelsorger und Münsterkaplan): EKKO stammt aus dem Griechischen und steht kurz für Ecclesia. Es drückt also schlicht aus, dass wir eine junge Kirche sind. Gleichzeitig klingt EKKO hoffentlich ein bisschen fresher und spricht eben auch junge Menschen an.

DOMRADIO.DE: Das Angebot von EKKO bietet zum Beispiel eine "Junge Messe" am Sonntagabend. Was ist das?

Jasper: Die "Junge Messe" ist der Kern unseres Programms. Sie ist Quelle und Höhepunkt und der Teil, wo am meisten los ist. Wir laden jeden Sonntagabend um 18 Uhr besonders die jungen Leute zur Messe ins Bonner Münster ein. Da kommt immer eine schöne Mischung zusammen. Es darf jeder unabhängig vom Alter kommen. 

Gleichzeitig liegt der Fokus klar auf den jungen Menschen. Wir bemühen uns immer um junge Musik und um eine Predigt, die Lebensfragen junger Menschen aufgreift. Genauso wichtig wie die Messe selbst ist das gesellige Beisammensein danach, weil sich die Menschen oft nach Gemeinschaft und Austausch sehnen.

DOMRADIO.DE: Sie sagen, dass das jugendpastorale Zentrum in Bonn zur kirchlichen Heimat für junge Gemeindemitglieder geworden ist. Wie drückt sich das aus?

Christian Jasper

"Wir suchen miteinander nach Antworten auf die Fragen, die sich junge Menschen stellen."

Jasper: Wir sind froh und dankbar, dass es sich so entwickelt hat. Viele junge Menschen kommen regelmäßig zu uns. Es haben sich tiefe Freundschaften gefunden und gleichzeitig sind wir mit den jungen Menschen gemeinsam auf einem Glaubensweg unterwegs. Wir suchen miteinander nach Antworten auf die Fragen, die sich junge Menschen stellen.

Das Schöne dabei ist, dass es nicht mehr darum geht, dass wir als Hauptamtliche irgendetwas anbieten müssen, sondern dass viele sich für das EKKO für diesen Ort verantwortlich fühlen, ihn mitgestalten und ihn dadurch lebendig machen.

Junge Erwachsene beten am 22.08.2024 nach der Taschenlampenführung die Komplet auf der Orgelempore im Bonner Münster. / © Jelen (EBK)
Junge Erwachsene beten am 22.08.2024 nach der Taschenlampenführung die Komplet auf der Orgelempore im Bonner Münster. / © Jelen ( EBK )

DOMRADIO.DE: Das jugendpastorale Zentrum ist auch ein Ort der Begegnung. Sie führen viele Gespräche mit Jugendlichen. Wie erleben Sie die Jugendliche heute?

Jasper: Die Jugend von heute gibt es schlicht nicht. Die jungen Menschen sind unterschiedlich. Manche sind noch kirchlich sozialisiert und kommen mit einer Sehnsucht, dass das lebendig bleiben möge. Andere hatten nie richtig Kontakt mit einer Gemeinde und kommen plötzlich zu uns, weil sie eine Sehnsucht nach Gemeinschaft haben, Antworten suchen oder Orientierung brauchen wegen Schicksalsschlägen oder anderen Probleme, vor denen sie aktuell stehen. Viele kommen mit einer großen Neugier.

Das Schöne bei uns ist, dass das EKKO direkt in der Bonner Fußgängerzone liegt. Es ist ein frisch renovierte Raum, der etwas ausstrahlt und von außen attraktiv ist. Allein das macht viele Menschen neugierig. Genau so soll es bei Kirche auch sein.

Christian Jasper

"Gestern Abend sind wir mit einer musikalischen Orgelvesper eingestiegen."

DOMRADIO.DE: Sie feiern bereits seit Donnerstagabend. Inwiefern?

Jasper: Wir feiern den ersten Geburtstag mit einem ganzen langen Wochenende. Am Donnerstagabend sind wir mit einer musikalischen Orgelvesper eingestiegen. Im Anschluss haben wir die Möglichkeit geboten, eine ganze Nacht im Bonner Münster zu verbringen. Es gab eine Taschenlampenführung, ein Abendgebet, einen Film, Austausch und Gespräche.

Der Abend wurde dann immer ruhiger. Das war schön zu beobachten. Manche haben ihre Schlafsäcke rausgeholt und sich zur Ruhe gelegt. Andere haben offensichtlich gebetet. Manche waren leise ins Gespräch vertieft. So konnte jeder in seinem Rhythmus den Abend geistlich ausklingen lassen.

DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie haben eine Nacht quer auf einer Kirchenbank gelegen?

Jasper: Einzelne haben hier wirklich auf der Kirchenbank gelegen. Andere lagen mit der Luftmatratze auf dem Boden. Einige sogar unter dem Kreuzgang, wo sie den Sternenhimmel beobachtet haben. Das war sehr eindrucksvoll.

DOMRADIO.DE: Am Sonntag kommt auch der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki zur Messe. Mit ihm können sich die Jugendlichen im Anschluss zur Messe austauschen. Erwarten Sie auch kritische Fragen zur Situation des Erzbistums Köln?

Christian Jasper

"Gleichzeitig spüre ich eine gewisse Dankbarkeit dem Erzbistum gegenüber, dass es möglich ist, ein neues jugendpastorales Zentrum einzurichten."

Jasper: Ich glaube, dass da alle Fragen gestellt werden können, sicherlich auch kritische. Ich gehe davon aus, dass der Kardinal selbst auch Dinge oder Entwicklungen hat, die er kritisch sieht. All das soll zum Gespräch kommen.

Gleichzeitig spüre ich eine gewisse Dankbarkeit dem Erzbistum gegenüber, dass es möglich ist ein neues jugendpastorales Zentrum einzurichten. Auch das soll deutlich werden. Wir möchten dem Kardinal zeigen, was bei uns im vergangenen Jahr Gutes und Lebendiges gewachsen ist.

DOMRADIO.DE: Zum Geburtstag darf man sich etwas wünschen. Was wünschen Sie sich zum ersten Jahr?

Jasper: Ich wünsche mir, dass es uns gelingt, die Gemeinschaft vor Ort zu stärken. Und dass wir gleichzeitig immer auch offenbleiben für neue Menschen, weil es viele gibt, zu denen wir mit unserer frohen Botschaft gesandt sind.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Quelle:
DR