Wie Pius IX. zu seinem eigenen Parfüm kam

Bonus Odor und "The Pope's Cologne"

Papst Franziskus hat die Gläubigen gebeten, den "Wohlgeruch Christi zu verbreiten." Denn neben Myrrhe und Weihrauch haben auch Parfüms eine religiöse Bedeutung. Vatikan-Experte Ulrich Nersinger spricht über Päpste und ihre Parfüme.

Autor/in:
Carsten Döpp
Ministranten schwenken bei einer Fronleichnamsprozession in Köln Weihrauchfässer. / © Bilderstoeckchen (shutterstock)
Ministranten schwenken bei einer Fronleichnamsprozession in Köln Weihrauchfässer. / © Bilderstoeckchen ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: "Bonus Odor" heißt der Duft aus dem Kloster Ettal. 50 ML "Bonus Odor" kosten 14,95 Euro - derzeit ist das Produkt aber vergriffen. Wie ist man denn im Kloster Ettal darauf gekommen, einen Duft zu kreieren?

Vatikanexperte Ulrich Nersinger (EWTN)
Vatikanexperte Ulrich Nersinger / ( EWTN )

Ulrich Nersinger (Journalist und Vatikan-Kenner): Ich vermute, dass man auch dort häufig die Bibel zur Hand nimmt. Und wenn man dann die Heilige Schrift aufschlägt, wird man überrascht sein, dass sowohl im Alten als auch im Neuen Testament Wohlgerüche, also Parfüms, eine doch erhebliche Rolle spielen. 

Sie werden für alle möglichen Sachen verwendet: im sakralen Bereich, zum Beispiel im Allerheiligsten des Alten Testamentes, aber genauso beim Schmücken der Braut. Dann gibt es auch im Neuen Testament immer eine Unzahl von Anspielungen auf Parfüms und natürlich die Salbung des Leichnams Jesu Christi. 

Ulrich Nersinger

"Sowohl im Alten als auch im Neuen Testament spielen Parfüms eine große Rolle."

Wir finden den Begriff des Parfüms oder des Wohlgeruchs überall. "Bonus Odor", der Name des Parfüms aus der Abtei Ettal, dürfte aus den Briefen des Paulus kommen, wo der Heilige auch auf den Wohlgeruch, den Christus und wir verbreiten sollen, Anspielungen macht. 

Ulrich Nersinger

"Der Name Bonus Odor kommt aus den Briefen des Paulus."

DOMRADIO.DE: Wissen Sie, was in diesem Duft drin ist? 

Nersinger: Nein, leider nicht. Das ist natürlich auch verständlich, dass man das Geheimrezept für sich behält. Aber es heißt in einer Werbung, es sei ein frischer und sportlicher Duft für den Herren, elegant und nicht zu schwer, es unterstreiche dezent die Persönlichkeit und Individualität des Trägers. 

Symbolbild Parfum-Zerstäuber / © Vadym Sh (shutterstock)
Symbolbild Parfum-Zerstäuber / © Vadym Sh ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Noch ein bisschen glamouröser klingt ja der nächste Duft, den wir besprechen: "The Pope's Cologne". Was ist das denn für ein Parfüm? Was hat das für eine Geschichte? 

Nersinger: Das reicht in das Pontifikat Pius IX. zurück. Der Papst hatte unter seinen Offizieren einen Franzosen, De Charette, und mit dem war er ganz gut befreundet. In dessen Familie gab es auch jemanden, der Parfüms produzierte. Und so kam der Papst zu seinem eigenen Duft. Und dieses Parfüm wird später eine große Rolle spielen, weil ein amerikanischer Arzt, Dr. Fred Hass, versuchen wird, dieses Parfüm zu restaurieren. 

Das Pontifikat Papst Pius des IX. dauerte von 1846 bis 1878 an und prägte die katholische Kirche des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts maßgeblich. (KNA)
Das Pontifikat Papst Pius des IX. dauerte von 1846 bis 1878 an und prägte die katholische Kirche des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts maßgeblich. / ( KNA )

DOMRADIO.DE: Auch hier die Frage: Was ist denn da drin?

Nersinger: Auch hier wissen wir die genauen Zutaten nicht, aber durch besagten amerikanischen Arzt haben wir einige Informationen: Darin enthalten sind beispielsweise Orangenblüten, Zitronenmelisse, Lavendel, Veilchen und Nelken. 

DOMRADIO.DE: Haben Sie mal dran gerochen? Ist es gut? 

Nersinger: Leider nicht. Ich wollte es einmal kaufen. Es wurde in den römischen Andenkenladen sogar verkauft. Aber damals wie heute gab es die Bestimmung, dass man Flüssigkeiten nicht im Handgepäck mitnehmen darf.

DOMRADIO.DE: Gibt es denn noch weitere Päpste mit eigenem Parfüm? 

Nersinger: Dr. Hass hat immer wieder neue solche Parfüms kreiert. Es gab zunächst eines für Johannes Paul II., dann hat er ein Parfüm mit dem Namen Benedictus hergestellt. Und aktuell gibt es ein Parfüm mit dem Namen Francis. Zumindest im Online-Handel sind diese Parfüms teilweise erhältlich. 

DOMRADIO.DE: Gab es einen Papst mit besonderer Leidenschaft für Parfüms? 

Ulrich Nersinger

"Pius IX. war als guter Tänzer bekannt."

Nersinger: Das dürfte durchaus Pius IX. sein, denn, das muss man sich immer vor Augen halten, das war ein Papst, der erst spät zu seiner Berufung gefunden hat. Zunächst wollte er zum päpstlichen Militär, wurde dann aber aus Gesundheitsgründen nicht genommen. Auch in der Gesellschaft war er bekannt, denn er hatte sich als guter Tänzer einen Namen gemacht. Dass er auch an der Verwendung von Parfümen ein Interesse hat, liegt also nahe.

DOMRADIO.DE: Was weiß man denn über Papst Franziskus? Hat er jenseits des Wohlgeruchs Christi auch privat eine Vorliebe für Düfte? 

Nersinger: Das ist ein Geheimnis, das bisher niemand entschlüsseln konnte. Ich hatte mal gefragt, ob denn die Päpste oder Kardinäle diese Parfüms benutzen. Und dann sagte man mir, man sollte sich, wenn man in der heiligen Stadt ist, einmal darauf achten, ob jemand einen frischen, durchdachten, aber dennoch unaufdringlichen Duft mit Noten von Zitrusfrüchten trage. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

Quelle:
DR