Kirchenverbot in Ukraine stößt auf weltweite Kritik

Papst sorgt sich um Religionsfreiheit

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bleibt dabei: Das Gesetz zum Verbot der moskaunahen Ukrainischen Orthodoxe Kirche schütze die ukrainische Orthodoxie. Nicht nur Papst Franziskus fürchtet um die Religionsfreiheit.

Papst Franziskus überreicht dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selensky am 13. Mai 2023 im Vatikan einen bronzenen Olivenzweig als Friedenssymbol. / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA (KNA)
Papst Franziskus überreicht dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selensky am 13. Mai 2023 im Vatikan einen bronzenen Olivenzweig als Friedenssymbol. / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA ( KNA )

Weltweit wächst die Kritik an dem umstrittenen Gesetz, das in der Ukraine die moskaunahe Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK) verbietet. Nachdem es Präsident Wolodymyr Selenskyj am Wochenende unterzeichnet hatte, sagte Papst Franziskus am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz in Rom, er fürchte um die Religionsfreiheit.

Beten sei kein Verbrechen, so der Papst. Man solle jeden Menschen, der beten wolle, beten lassen, und zwar in der Kirche, die er als seine Kirche ansehe. "Bitte, keine christliche Kirche sollte direkt oder indirekt verboten werden", so der Papst weiter: "Kirchen sind unantastbar!"

Sorge über "ungerechtfertigte kollektive Bestrafung"

Kritik kam am Wochenende auch vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK). In einem von Heinrich Bedford-Strohm, dem Vorsitzenden des Zentralausschusses, und Generalsekretär Jerry Pillay unterzeichneten Schreiben hieß es, man sei "zutiefst beunruhigt über die Möglichkeit einer ungerechtfertigten kollektiven Bestrafung einer ganzen Religionsgemeinschaft und einer Verletzung der Grundsätze der Religions- und Glaubensfreiheit im Rahmen eines neuen Gesetzes".

Sitzungssaal bei der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen / © Anne Ackermann (KNA)
Sitzungssaal bei der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen / © Anne Ackermann ( KNA )

Der Weltkirchenrat appellierte außerdem an die ukrainische Regierung, bei "Maßnahmen, die das Grundrecht auf Religions- und Glaubensfreiheit verletzen und den sozialen Zusammenhalt untergraben könnten, in dieser Zeit des nationalen Notstands Vorsicht walten zu lassen". Man nehme das sechsstufige Verfahren, das einem Verbot vorgeschaltet ist, zur Kenntnis. Bei einer Untersuchung müsse aber ein fairer und unvoreingenommener Ansatz verfolgt werden.

Allerdings betonte der ÖRK auch, die Regierung der Ukraine habe das Recht und die Verantwortung, die territoriale Integrität des Landes zu verteidigen und seine Bürger zu schützen, insbesondere angesichts der illegalen Invasion und der bewaffneten Aggression Russlands.

Schutz vor Abhängigkeit von Moskau

Vor allem darauf beruft sich Präsident Selenskyj. Bei der Unterzeichnung des Gesetzes am Wochenende betonte er, dass dieses die ukrainische Orthodoxie vor der Abhängigkeit von Moskau schütze. Das neue Gesetz wird auch vom Oberhaupt der größten mit Rom verbundenen Kirche in der Ukraine, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, verteidigt. Er erklärte, Russland habe die mit Moskau verbundene Kirche in der Ukraine als ein Werkzeug der Militarisierung benutzt.

Das ukrainische Parlament hatte am 20. August grünes Licht für ein Verbot von Gliederungen der UOK gegeben, die mit dem Moskauer Patriarchat verbunden sind. Die Regierung warf der Kirche unter dem Kiewer Metropoliten Onufrij vor, ihre Bindung an die russisch-orthodoxe Kirche nicht aufgelöst zu haben und in Russlands Angriffskrieg ein Einflussinstrument Moskaus in der Ukraine zu sein. Die Kirche hatte sich im Mai 2022 vom Moskauer Patriarchat losgesagt und weist die Anschuldigungen zurück.

Quelle:
KNA