Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will das orthodoxe Christentum in der Ukraine stärken.
In einem Telefonat mit dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., habe er bekräftigt, "dass unser Staat die Orthodoxie in der Ukraine weiter stärken und einen offenen Dialog zwischen den Kirchen fördern möchte", teilte das Staatsoberhaupt am Mittwochabend in den Online-Diensten X und Telegram mit.
Laut Präsidialamt wiederholte Selenskyj zudem seine Einladung an das orthodoxe Ehrenoberhaupt zu einem Besuch in der Ukraine.
In dem Gespräch stellte er sich auch hinter ein am Dienstag vom ukrainischen Parlament verabschiedetes Gesetz für ein Verbot von religiösen Organisationen, die mit Russland verbunden sind. "Ein unabhängiges Land, ein unabhängiges Volk muss auch spirituell unabhängig sein", so Selenskyj. Mit dem Gesetz verliere Moskau "einen weiteren Einflusshebel auf die Ukraine und die Ukrainer".
Kollaboration mit Russland
Das Gesetz richtet sich gegen die Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK), der Kollaboration mit Russland sowie Propaganda für das Land vorgeworfen wird, das einen Krieg gegen die Ukraine führt. Die Kirche weist dies zurück. Gerichte hatten einzelne Geistliche zu Haftstrafen verurteilt, weil sie unter anderem Stellungen der ukrainischen Armee an den russischen Geheimdienst verraten hatten.
Frühestens neun Monate nach Inkrafttreten des Gesetzes sollen Gerichte auf Antrag prüfen, ob einzelne Gemeinden oder andere Strukturen von Religionsgemeinschaften mit Russland verbunden sind und sie gegebenenfalls verbieten. Die UOK als Ganze ist keine juristische Person und kann nicht in einem einzigen Gerichtsverfahren komplett aufgelöst werden.
Schon zuvor drohen mehr als 1.000 Pfarreien ihre Gotteshäuser zu verlieren. Denn ihre Mietverträge mit dem Staat und Kommunen sollen für ungültig erklärt werden, wenn sie mit dem Moskauer Patriachat verbunden sind.
Die Regierung in Kiew unterstützt die vor mehr als fünf Jahren mit Hilfe von Bartholomaios I. gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU). Zu ihr bekennen sich laut Umfragen viel mehr Bürgerinnen und Bürger als zur UOK.