Söding wünscht dauerhafte Kirchenversammlung in Europa

"Geschwisterlicher Austausch und faire Kritik"

Der katholischen Kirche in Europa fehlt es aus Sicht des Theologen Thomas Söding an gemeinsamen Beratungsstrukturen. Nötig seien Foren für den Austausch und die Kritik zwischen den Bischöfen und Laien auf der gesamteuropäischen Ebene.

Thomas Söding / © Max von Lachner (SW)
Thomas Söding / © Max von Lachner ( SW )

Der deutsche Theologe Thomas Söding hat sich für eine dauerhafte Europäische Kirchenversammlung ausgesprochen. Nötig seien regelmäßige Treffen von Bischöfen und Nicht-Bischöfen auf Europa-Ebene, erklärte der Vizepräsident des Zentralkomitees deutscher Katholiken, der im Oktober als theologischer Experte an der Weltsynode teilnehmen wird.

Ein entsprechender Vorschlag sei bei einem vorsynodalen Workshop in Linz vergangene Woche aufgekommen. Söding äußerte sich auf dem Portal communio.de (Dienstag).

"Die katholische Kirche in Europa braucht mehr Synodalität", so Söding. Bisher fehle es in Europa an "Foren für geschwisterlichen Austausch und faire Kritik im Geist des Evangeliums", schrieb der an der Ruhr-Universität Bochum lehrende Theologe. Nötig sei eine "starke Plattform, auf der über die unterschiedlichen Erfahrungen und Antworten geredet und auf der die eigene Situation mit den Augen von anderen betrachtet werden könnte".

Autoritäre Strukturen abbauen und Laien stärken

Formen "nachhaltiger Synodalität" in Europa seien jedoch nicht nur innerkirchlich wichtig, sondern auch für Politik, Kultur und Gesellschaft, so Söding. Um gegen Populismus anzukommen, müssten Kirchen "autoritäre Strukturen und autoritäres Denken abbauen". Außerdem sei in laizistischen Ländern eine strukturelle Stärkung kirchenrechtlicher Laien, die "politisch, kulturell und sozial aber Experten sind" nötig. Zudem sprach sich Söding für Reformen hin zu mehr Beteiligung, Transparenz, Kontrolle, Sichtbarkeit von Frauen und mehr Inklusion aus.

Europa sei in Sachen Kirchenversammlungen im Rückstand gegenüber Lateinamerika, Afrika, Asien und Australien so der Theologe. Erste Erfahrungen habe man im Februar 2023 in Prag bei der Vorbereitung der Weltsynode gemacht. Dabei seien im Abschlussbericht zwar keine Problemlösungen, aber zumindest "faire Beschreibungen" von Gemeinsamkeiten und Unterschieden gelungen.

Europa als "Nukleus der Weltkirche"

In Prag wie auch jetzt in Linz sei die Initiative nicht vom Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), sondern von Theologen ausgegangen, so Söding. An dem Treffen nahmen den Angaben zufolge 43 Personen teil, darunter Vertreter von Bischofskonferenzen, vom Synodensekretariat berufene Experten, Moderatoren und andere Delegierte.

Es sei klar geworden, dass Europa zwar an Bedeutung verloren habe, doch aufgrund seiner Vielfalt der Sprachen, Kulturen, Erfahrungen und Geschichte ein "Nukleus der Weltkirche" sei. Dabei sei die lange Geschichte des europäischen Christentums - etwa mit seinem Widerstand gegen den Kommunismus, dem Engagement für die europäische Einigung, der Unterstützung rechtsstaatlicher Demokratien oder der Herausforderung durch die kulturelle Säkularisierung - "kein Ballast, sondern ein großes Reservoir für jene Hermeneutik der Reform, nach der weltweit gesucht wird", so Söding.

Die EU-Bischofskommission COMECE

Etwa die Hälfte der Bewohner in der Europäischen Union sind nach Vatikan-Angaben Katholiken. Um den Dialog mit EU-Institutionen zu pflegen und Anliegen der katholischen Kirche zu Gehör zu bringen, unterhalten die Bischofskonferenzen der 27 Mitgliedstaaten eine eigene Kommission, die COMECE. Die Abkürzung steht für das lateinische "Commissio Episcopatum Communitatis Europensis".

Eingangsschild am Sitz der COMECE in Brüssel / © Julia Steinbrecht (KNA)
Eingangsschild am Sitz der COMECE in Brüssel / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA