Papst Franziskus hat dem früher von Indonesien besetzten Pazifikstaat Osttimor zu seiner Unabhängigkeit gratuliert.
In einer Rede an Vertreter aus Politik, Diplomatie und Zivilgesellschaft sagte er am Montagabend (Ortszeit), das Land habe "die Erschütterungen und die Gewalt erlebt, die oft auftreten, wenn ein Volk vor der vollen Unabhängigkeit steht und sein Streben nach Selbstständigkeit nicht anerkannt oder behindert wird." Nach dieser Zeit der Prüfung sei nun "endlich eine Morgendämmerung des Friedens und der Freiheit angebrochen."
Dazu gehöre auch die Versöhnung mit den Menschen im überwiegend muslimischen Nachbarland Indonesien. Franziskus lobte Osttimor dafür, dass sich das Land im Jahr 2022 der Erklärung von Abu Dhabi angeschlossen hat. In dieser Erklärung bekunden Muslime und Christen ihre gemeinsame Verantwortung für Frieden und Entwicklung. DieErklärung hatten der Papst und der Großimam von Al-Azhar (Kairo) 2019 ins Leben gerufen.
Versöhnung statt Hass
Das kleine Land Osttimor, einst eine portugiesische Kolonie mit fast ausschließlich katholischer Bevölkerung, hatte sich von 1975 bis 2002 teilweise gewaltsam die Unabhängigkeit vom großen Nachbarn Indonesien erkämpft. Der Papst hielt seine Rede auf Spanisch, das von vielen portugiesisch sprechenden Zuhörern verstanden wurde.
Mit Blick auf anhaltende Kriege in anderen Teilen der Welt sagte der Papst: "Der Himmel gebe, dass sich auch in anderen Konfliktsituationen in verschiedenen Teilen der Welt der Wunsch nach Frieden und Reinigung des Gedächtnisses durchsetzt, so dass die Wunden geschlossen und Versöhnung an die Stelle des Hasses und Zusammenarbeit an die Stelle des Gegeneinanders treten können!"
"Gesellschaftliche Plagen überwinden"
Für die innere Entwicklung in Osttimor forderte der Papst, die "gesellschaftlichen Plagen" wie Armut, Unterentwicklung,Arbeitslosigkeit, Alkoholismus, Kindesmissbrauch und Jugendkriminalität mit einer langfristig angelegten Politik anzugehen. Es gehe darum, dafür zu sorgen, dass weniger Menschen als bisher das Land auf der Suche nach einer besseren Zukunft verlassen. Da 65 Prozent der Bevölkerung von Osttimor unter 30 Jahre alt sind, sei die Bildung das Wichtigste. Sie müsse die Kinder und Jugendlichen in den Mittelpunkt stellen und ihre Würde stärken.