Großer Empfang für Papst Franziskus in Osttimor

Zweiter Papst in Osttimor

Katholiken in Osttimor haben auf den Straßen der Hauptstadt Dili die Ankunft des Papstes gefeiert. Beim Thema Missbrauch blieb Franziskus bislang vage. Interessengruppen hatten ein Treffen mit Betroffenen gefordert.

Papst Franziskus und Jose Manuel Ramos-Horta (m.r.), Staatspräsident von Osttimor, bei einer Willkommenszeremonie für Papst Franziskus / © Lola Gomez/CNS photo (KNA)
Papst Franziskus und Jose Manuel Ramos-Horta (m.r.), Staatspräsident von Osttimor, bei einer Willkommenszeremonie für Papst Franziskus / © Lola Gomez/CNS photo ( KNA )

Zehntausende Menschen haben Papst Franziskus in Dili, der Hauptstadt von Osttimor, empfangen. Medienberichten vom Montag zufolge hatten sie Flaggen und Regenschirme in den Vatikan-Farben dabei und jubelten ihm zu.

Höhepunkt seines Aufenthalts ist die Papstmesse am Dienstag. Zu dieser werden mehr als die Hälfte der rund 1,3 Millionen Einwohner erwartet. Osttimor ist neben den Philippinen das einzige asiatische Land mit einer katholischen Bevölkerungsmehrheit.

Armut, Arbeitslosigkeit und Missbrauch

Laut offiziellem Terminkalender sind in Osttimor keine Gespräche mit Opfern von sexueller Gewalt geplant. Interessengruppen hatten den Papst dazu aufgefordert. Bei seiner Ankunft am Montagabend (Ortszeit) hatte Franziskus die Verantwortlichen des Landes zur Überwindung "gesellschaftlicher Plagen" aufgerufen.

Neben Armut, Unterentwicklung und Arbeitslosigkeit müsse auch Kindesmissbrauch mit einer langfristig angelegten Politik angegangen werden, sagte er vor Vertretern aus Politik, Diplomatie und Zivilgesellschaft.

Menschen warten auf die Ankunft des Papstes in Osttimor. / © Firdia Lisnawati/AP/dpa (dpa)
Menschen warten auf die Ankunft des Papstes in Osttimor. / © Firdia Lisnawati/AP/dpa ( dpa )

Missbrauchsvorwürfe richten sich auch gegen den katholischen Bischof Carlos Filipe Ximenes Belo. Einst zählte er zu den größten Helden des Freiheitskampfes in Osttimor und erhielt gemeinsam mit dem Rebellenführer und späteren Staatspräsidenten Jose Ramos-Horta im Jahr 1996 den Friedensnobelpreis. 

Straf- und Präventionsmaßnahmen

Nach der staatlichen Unabhängigkeit von Indonesien 2002 verzichtete der Ordensmann der Salesianer Don Boscos auf sein Bischofsamt und ging vorübergehend als Missionar nach Mosambik; seither lebt er in Portugal. Zuletzt wurden diverse Missbrauchsvorwürfe gegen ihn öffentlich. Der Vatikan verhängte 2020/21 Straf- und Präventionsmaßnahmen gegen ihn.

Franziskus ist der zweite Papst in Osttimor. Allerdings ist es der erste Besuch seit der Unabhängigkeit der ehemaligen portugiesischen Kolonie und des lange von Indonesien besetzten Landes im Jahr 2002. Johannes Paul II. besuchte Osttimor 1989.

Osttimor

Osttimor ist eine Republik in Südostasien. Der langgestreckte Inselteil von der ungefähren Fläche Thüringens grenzt westlich an Indonesien und liegt etwa 500 Kilometer nördlich von Australien.

Etwa 400 Jahre lang gehörte Osttimor zum portugiesischen Kolonialreich, ehe es nach einem Bürgerkrieg um staatliche Unabhängigkeit 1975 von Indonesien annektiert wurde. Die brutale indonesische Besatzung endete 1999 im Zuge eines Referendums. Die Vereinten Nationen übernahmen bis zur förmlichen staatlichen Unabhängigkeit am 20. Mai 2002 die Kontrolle. Bis 2013 waren UN-Blauhelme im Land.

Katholische Nonnen in Osttimor / © Dita Alangkara (dpa)
Katholische Nonnen in Osttimor / © Dita Alangkara ( dpa )
Quelle:
KNA