Papst will Priester mit Bodenhaftung

"Du kommst aus dem Volk"

Wo die katholische Kirche gesellschaftlich stark ist, kommen Priester und Bischöfe in die Versuchung, die Bodenhaftung zu verlieren. Papst Franziskus hat eine andere Vorstellung von dem Amt. In Osttimor warnte er vor Arroganz.

Papst Franziskus trifft Mitglieder des Jesuitenordens in der Apostolischen Nuntiatur in Dili (Osttimor) / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus trifft Mitglieder des Jesuitenordens in der Apostolischen Nuntiatur in Dili (Osttimor) / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Papst Franziskus hat die Bischöfe und Priester in Osttimor ermahnt, sich nicht wie Chefs aufzuführen. In dem zu 98 Prozent von Katholiken bevölkerten Land sagte er bei einer Begegnung mit katholischen Klerikern, Ordensleuten und Katecheten am Dienstagmorgen (Ortszeit): "Der Priester ist ein Segenswerkzeug. Er darf seine Rolle niemals ausnutzen, er muss immer segnen, trösten, ein Diener des Mitgefühls und ein Zeichen der Barmherzigkeit Gottes sein."

Weiter führte der Papst bei der Begegnung in der Kathedrale von Dili aus, die Anrede mit einem Ehrentitel wie "Herr" dürfe "nicht dazu führen, dass ihr euch dem Volk überlegen fühlt - Du kommst aus dem Volk! Du wurdest von Müttern des Volkes geboren! Du bist im Volk aufgewachsen! Vergiss nicht die Kultur des Volkes, die du erhalten hast."

Warnung vor Arroganz

Franziskus warnte die Geistlichen vor den Versuchungen von Arroganz und Macht. "Meine Großmutter hat mir immer gesagt, dass der Teufel durch die Taschen eindringt", so Franziskus. 

Gläubige beim Gottesdienst des Papstes in Osttimor / ©  Dita Alangkara (dpa)
Gläubige beim Gottesdienst des Papstes in Osttimor / © Dita Alangkara ( dpa )

Er rief dazu auf, das Amt nicht als soziales Prestige, sondern als Dienst zu betrachten. "Und wenn sich jemand von euch nicht als Diener des Volkes fühlt, dann geht und bittet einen weisen Priester um Rat, der euch hilft, diese wichtige Dimension zu erlangen."

Einsatz für Gerechtigkeit und gegen Korruption

Aufgaben der Geistlichen seien, das Evangelium zu verkünden, den Armen zu dienen und sich zugunsten der wirtschaftlichen und sozialen Geschicke des Landes zu engagieren und sich für Gerechtigkeit und gegen Korruption einsetzen. Dabei rief Franziskus zur Wachsamkeit auf: Korruption könne auch oft in katholische Gemeinschaften und Kirchengemeinden eindringen.

Katholische Kirche als Teil der nationalen Identität

An der Begegnung in der Kathedrale von Dili nahmen Bischöfe, Priester, Ordensleute und Katecheten teil. Etwa 98 Prozent der 1,4 Millionen Timoresen sind Katholiken, Menschen in Kirchenämtern haben eine besonders respektierte Stellung in der Gesellschaft. Die katholische Kirche unterstützte Ende des 20. Jahrhunderts den Unabhängigkeitskampf des Landes gegen Indonesien und ist seither Teil der nationalen Identität.

Osttimor

Osttimor ist eine Republik in Südostasien. Der langgestreckte Inselteil von der ungefähren Fläche Thüringens grenzt westlich an Indonesien und liegt etwa 500 Kilometer nördlich von Australien.

Etwa 400 Jahre lang gehörte Osttimor zum portugiesischen Kolonialreich, ehe es nach einem Bürgerkrieg um staatliche Unabhängigkeit 1975 von Indonesien annektiert wurde. Die brutale indonesische Besatzung endete 1999 im Zuge eines Referendums. Die Vereinten Nationen übernahmen bis zur förmlichen staatlichen Unabhängigkeit am 20. Mai 2002 die Kontrolle. Bis 2013 waren UN-Blauhelme im Land.

Katholische Nonnen in Osttimor / © Dita Alangkara (dpa)
Katholische Nonnen in Osttimor / © Dita Alangkara ( dpa )
Quelle:
KNA