Genderthemen sollte man laut Theologin vorsichtig behandeln

Unbedenklichkeitserklärung gefährdet

Eine kirchliche Lehrerlaubnis zu erhalten, ist gar nicht so einfach. Vor allem, wenn man zu strittigen Themen forscht. Zur Vorsicht mahnt deshalb die Dogmatikerin Gunda Werner angehende Theologinnen und Theologen.

Forschung / © Mongta Studio (shutterstock)

Angehende Theologen in Deutschland sollten nach Worten von Hochschullehrerin Gunda Werner die Forschung an kontroversen Themen zurückhaltend betreiben. "Wenn zu mir junge Theolog*innen kommen und um Rat bitten, dann empfehle ich weiterhin, sich den Fragen, die in Rom unter Ideologieverdacht stehen - also zum Beispiel alles, was mit Gender zu tun hat - mindestens vorsichtig und fragend zu nähern", sagte Werner am Mittwoch im Interview des Portal katholisch.de. 

Gunda Werner / © Gunda Werner (KNA)
Gunda Werner / © Gunda Werner ( KNA )

Andernfalls könnte eine kirchliche Unbedenklichkeitserklärung ("Nihil obstat"), die für Lehrauftrag als Religionslehrer sowie in katholischer Theologie an Hochschulen Voraussetzung ist, gefährdet sein.

Es sei zwar zu begrüßen, dass die Debatte darüber auch öffentlich lauter geführt werde, sagte die Bochumer Theologin. So habe auch der Deutsche Wissenschaftsrat das Thema aufgenommen "und darauf hingewiesen, dass der Umgang der Kirche mit ihren Unbedenklichkeitserklärungen für Professor*innen eine Behinderung für die Forschung darstellt". Zumindest ein Konsens darüber unter den deutschen Bischöfen könne deswegen erwartet werden, sei aber nicht ausreichend, betonte Werner: "Am Ende muss sich auch Rom bewegen."

Arbeit in der Kirche braucht Humor

Werner stand fünf Jahre lang Agenda vor, einem 1998 gegründeten Zusammenschluss katholischer Theologinnen im deutschsprachigen Raum. Ihr Amt gibt sie nun ab, am Mittwochabend wird ihre Nachfolgerin gewählt. Ihrer Ansicht nach hat sich im Bezug auf Frauenthemen in der Kirche in den vergangenen Jahren etwas verändert. Agenda sei zu einer bekannten Größe geworden. 

"Unsere Mitgliederzahlen steigen, weil es offensichtlich ist, dass es gute Netzwerke braucht, dass wir uns gegenseitig unterstützen müssen. Die stärkere Präsenz in der Öffentlichkeit hat uns dabei geholfen", sagte die Theologin und ergänzte: "Es braucht Humor und Rückhalt, um Projekte voranzubringen und nicht zu verbittern, weil in der Kirche sich alles nur so langsam verändert."

Missio Canonica

Die Missio canonica ist in der römisch-katholischen Kirche die Beauftragung mit Verkündigungs- und Lehraufgaben; spezifisch insbesondere zum einen der Seelsorgeauftrag für einen Priester, zum anderen die Erlaubnis zur Lehrbeauftragung als katholischer Religionslehrer an Schulen oder als Hochschullehrer an theologischen Fakultäten.

Erzbistum Hamburg beteiligt sich an Unterricht für alle Religionen / © Friso Gentsch (dpa)
Erzbistum Hamburg beteiligt sich an Unterricht für alle Religionen / © Friso Gentsch ( dpa )
Quelle:
KNA