Präses Latzel warnt vor zu viel Technikgläubigkeit

"Unser Saugroboter braucht keinen Namen"

Der rheinische Präses Thorsten Latzel sieht Technikgläubigkeit und überhöhte Erwartungen an sogenannte "Künstliche Intelligenz" skeptisch. "Es ist gut, wenn wir Menschen als Menschen und Maschinen als Maschinen behandeln."

Thorsten Latzel, Präses der Rheinischen Landeskirche, bei einem Gottesdienst / © Christian Ditsch (epd)
Thorsten Latzel, Präses der Rheinischen Landeskirche, bei einem Gottesdienst / © Christian Ditsch ( epd )

Das sagte Latzel nach Angaben der rheinischen Kirche am Samstag in der Abtei Brauweiler in Pulheim. 

"Nein, unser Saugroboter zu Hause braucht keinen Namen." Der Präses hielt den Eröffnungsvortrag beim ökumenischen Zukunftstag "Was wird Mensch?". 

In Vorträgen und Diskussionen ging es um die Frage, wie es um die Zukunft des Menschlichen bestellt ist angesichts der wachsenden Bedeutung Künstlicher Intelligenz (KI) und einer zunehmend durch Algorithmen gesteuerten Welt.

Frage nach Kontrolle von Algorithmen im Alltag

"Die Faszination technologischer Utopien verdeckt oft die viel drängenderen Fragen lebensweltlicher KI-Anwendung, etwa von Transparenz, Fairness, Kontrolle von Algorithmen im Alltag", kritisierte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Symbolbild Künstliche Intelligenz und Mensch / © Stock-Asso (shutterstock)
Symbolbild Künstliche Intelligenz und Mensch / © Stock-Asso ( shutterstock )

"Ich bin zutiefst skeptisch, wenn Maschinen Bewusstsein, Gefühle, gar Seele zugeschrieben wird." Von maschinellem Lernen zu sprechen, statt von Künstlicher Intelligenz, setze dagegen einen anderen Akzent.

Die Begegnung mit lernenden Maschinen könne jedoch positiv dazu beitragen, "dass wir uns nicht einseitig über Fähigkeiten definieren, seien sie intellektueller, kreativer oder kognitiver Art, sondern über Freiheiten, wie wir sie im Lieben, Leiden, in Beziehung, im Hoffen erfahren", sagte Latzel weiter.

Weitere Gäste beim Ökumenischen Zukunftstag waren Muna Tatari, islamische Theologin und Mitglied des deutschen Ethikrates, Klaas Huizing, niederländischer Schriftsteller und evangelischer Theologe, Caroline Helmus, katholische Theologin, und Armin Grunwald, Physiker und Philosoph. 

Jubiläumsfeierlichkeiten zum 1.000-jährigen Bestehen der Abtei

Die Veranstaltung fand im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 1.000-jährigen Bestehen der Abtei Brauweiler statt. Die ehemalige Benediktinerabtei wurde 1024 gegründet und hat eine wechselvolle Geschichte. Nach der 800-jährigen Zeit als Kloster wurde die Abtei unter der französischen Besatzung 1802 säkularisiert. Unter preußischer Herrschaft wurde sie als Arbeitsanstalt genutzt. 

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten entstand dort 1933 zunächst ein frühes Konzentrationslager, dann bis 1945 ein Gestapo-Gefängnis. Nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich in den Gebäuden zuletzt ein Landeskrankenhaus. Heute wird das Gelände für Dienststellen des LVR sowie als LVR-Kulturzentrum Abtei Brauweiler genutzt.

Abtei Brauweiler

Abtei Brauweiler / © Jo Gerken (shutterstock)

Die Abtei Brauweiler liegt in Pulheim in Nordrhein-Westfalen, nordwestlich von Köln. Noch heute prägt die ehemalige Abteikirche St. Nikolaus mit ihrem hoch aufragenden Westbau nicht nur das Ortsbild Brauweilers, sondern bildet zugleich auch das weithin sichtbare Wahrzeichen dieses Gebietes. Die Kirche zählt zu den großen romanischen Kirchenbauten des Rheinlandes. (DR)

                

Quelle:
epd