Früherer Deutschland-Chef der Piusbrüder wechselt die Seiten

Richtungswechsel

Ein führender Piusbruder wechselt die Seiten. Der ehemalige Distriktsobere der Traditionalisten, Pater Firmin Udressy, wechselt zur konservativen, aber am Zweiten Vatikanischen Konzil orientierten Gemeinschaft Sankt Martin.

Eine Frau mit Kopftuch hält ein Liedblatt und singt im Chor bei einem Pontifikalamt der Priesterbruderschaft / © Harald Oppitz (KNA)
Eine Frau mit Kopftuch hält ein Liedblatt und singt im Chor bei einem Pontifikalamt der Priesterbruderschaft / © Harald Oppitz ( KNA )

Das geht aus einem heute auf der Plattform X verbreiteten Kommunique des Schweizer Distrikts der Priesterbruderschaft Sankt Pius X. hervor. In dem Kommunique ist die Rede vom "Schmerz" und der "Prüfung", die Udressys Schritt verursache. Dennoch bete man weiter für ihn.

Piusbruderschaft und Streitpunkte

Der aus der französischsprachigen Schweiz stammende Udressy übernahm 2013 im Alter von 36 Jahren die Leitung des deutschen Distrikts. Er ist nach den USA und Frankreich weltweit der drittgrößte. Zuletzt wirkte Udressy seit 2019 in der Schweiz.

Pater Firmin Udressy im November 2013 (KNA)
Pater Firmin Udressy im November 2013 / ( KNA )

Die Piusbruderschaft lehnt die meisten Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ab. Streitpunkte sind vor allem die Liturgie, Religionsfreiheit und Ökumene. Der Gründer der Bruderschaft, der französische Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991), vollzog durch die vom Papst nicht erlaubte Weihe von vier Bischöfen im Jahr 1988 den Bruch mit Rom. 

2009 hob Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation gegen die von Lefebvre geweihten Bischöfe auf. Der kirchenrechtliche Status der Priestergemeinschaft ist seither ungeklärt.

Communaute Saint Martin

Die Gemeinschaft Sankt Martin (Communaute Saint Martin) ist eine Vereinigung päpstlichen Rechts von Priestern und Diakonen, die in verschiedenen europäischen Diözesen und auf Kuba wirken. In Neviges im Erzbistum Köln hat die Priestergemeinschaft ihre einzige Niederlassung im deutschen Sprachraum. Das Mutterhaus mit dem größten Priesterseminar Frankreichs befindet sich in Evron in Westfrankreich.

Piusbruderschaft

Die traditionalistische Priesterbruderschaft St. Pius X. wurde 1969 vom französischen Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) gegründet. Sie lehnt viele Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ab. Streitpunkte sind vor allem Liturgie, Religionsfreiheit und Ökumene. Die Konzilslehren hätten die Tradition der Kirche zerstört, so Lefebvre, der selbst als Ordensoberer am Konzil teilnahm. Die Piusbruderschaft sieht sich als Bewahrerin der Tradition der "Heiligen Römischen Kirche".

Priesterweihe der Piusbruderschaft / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Priesterweihe der Piusbruderschaft / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )
Quelle:
KNA