"Es ist wirklich eine Katastrophe im Moment. Das Land ist sowieso schon so sehr gebeutelt von der Wirtschaftskrise und der Pandemie - und jetzt noch der Krieg", sagte Caritas-Mitarbeiterin Christin Mothsche dem Evangelischen Pressedienst (epd).
"Die letzten Tage waren sehr schwer", erklärte Mothsche, die seit August 2021 in Beirut als Koordinatorin und Beraterin im Einsatz war und vor wenigen Tagen aus Sicherheitsgründen ausgereist ist. "Ich stehe im ständigen Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort, von denen viele wegen israelischen Raketenangriffen und aus Angst aus ihren Häusern flüchten mussten, teilweise mitten in der Nacht."
Sie versuchten dennoch, vor Ort Nothilfe zu leisten. "Den Menschen im Land geht es wirklich sehr schlecht", sagte Mothsche. "Die Dynamik des Konflikts und speziell die Entwicklungen der letzten Tage lösen bei Ihnen unglaubliche Angst aus. Viele sind traumatisiert."
"Menschen sind massiv auf Hilfe angewiesen"
Beim Verlassen ihrer Häuser hätten die Menschen nur das Notwendigste mitnehmen können und seien deswegen massiv auf Hilfe angewiesen. "Am allerdringendsten werden aktuell Lebensmittel, Wasser und Medikamente benötigt", betonte Mothsche. Gleichwohl gebe es landesweit wenig bis keinen Platz für die Vertriebenen, weswegen sie größtenteils auf der Straße campierten.
"Es gibt fast 800 kollektive Notunterkünfte im Land und die sind fast alle voll." Im Libanon hat Israel eine Offensive gegen die schiitische Hisbollah-Miliz gestartet, die den Norden Israels immer wieder unter Beschuss nimmt. Rund eine Million Menschen sind den Behörden zufolge auf der Flucht vor der eskalierenden Gewalt.
Über 1.700 Menschen sind nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums getötet worden, darunter mehr als 100 Kinder. Mehr als 100.000 Menschen haben laut UN bereits die Grenze nach Syrien überquert.
Sie höre von den Menschen vor Ort durchwegs, dass sie keinen Krieg wollten und sich Frieden sehnlichst wünschten, sagte Mothsche. Um ihnen zu helfen, sei ein Waffenstillstand nötig:
"Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen vor Ort ist es aktuell mehr als schwierig, die Versorgung der Menschen sicherzustellen, auch weil es an finanziellen Mitteln mangelt", erklärte die 36-Jährige.