Sozialverbände wollen Superreiche stärker zur Kasse bitten

Umdenken bei Besteuerung gefordert

In Deutschland ist die Zahl der Milliardäre laut dem "Manager Magazin" auf angestiegen. Doch bisher würden gerade diese Superreichen vom Steuersystem geschont. Kirchliche Hilfswerke und soziale Verbände fordern ein Umdenken.

Geldscheine in einem Geldbeutel / © Julia Steinbrecht (KNA)
Geldscheine in einem Geldbeutel / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Mehr Steuern für Milliardäre - das fordern 22 Sozial- und Umweltverbände in einem gemeinsamen Appell unter dem Titel "Die Zeit ist reif: Superreiche gerecht besteuern". Neben den kirchlichen Hilfswerken Misereor und Brot für die Welt sind unter anderem Greenpeace, der Sozialverband Deutschland, VdK, Arbeiterwohlfahrt AWO, der Paritätische Gesamtverband und der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB beteiligt.

Das "Manager Magazin" hatte zuvor gemeldet, dass es in Deutschland inzwischen 249 Milliardäre gebe, 23 mehr als bisher. Sie verfügten zusammen über ein Vermögen von 1,1 Billionen Euro. Das ist mehr als das Doppelte dessen, was der Bund gegenwärtig in einem Jahr ausgibt.

Gleichzeitig bleibe die Armut in Deutschland "auf einem inakzeptabel hohen Niveau und die öffentliche Infrastruktur und Daseinsvorsorge verfallen zunehmend", so die Verbände: "Die wachsende Ungleichheit ist eine große Gefahr für die Demokratie."

Superreiche als Verursacher vieler Klimaschäden

Deshalb fordere man die Besteuerung großer Vermögen in Form einer Vermögensteuer und einer Vermögensabgabe zugunsten einer "nachhaltigen Finanzierung der Daseinsvorsorge, des Klimaschutzes und der Unterstützung einkommensschwacher Länder". Weil Superreiche außerdem durch ihr Verhalten "extrem viele Treibhausgase verursachen, stehen sie besonders in der Verantwortung, zur Bewältigung der Klimakrise finanziell stärker beizutragen", heißt es weiter in dem Appell.

Bisher aber versage das deutsche Steuersystem gerade bei den Superreichen. Das Aussetzen der Vermögensteuer und weitere Steuerreformen der vergangenen Jahrzehnte hätten dazu geführt, dass Multimillionäre und Milliardäre mittlerweile "nur halb so hohe Steuer- und Abgabensätze zahlen wie die breite Mitte der Gesellschaft, die hauptsächlich von ihrem Arbeitseinkommen lebt".

Seit 2001 seien die 100 größten deutschen Vermögen um 460 Milliarden Euro gewachsen, während fast jeder fünfte und auch jedes fünfte Kind in Armut lebe.

Linke: "Zügellose Ungleichheit gefährlich"

Auch die Linkspartei will Superreichen an den Geldbeutel. "Niemand benötigt Milliarden Euro - und niemand hat sie allein durch eigene Leistung verdient", sagte Parteichefin Janine Wissler der "Augsburger Allgemeinen" (Freitag): "Deshalb braucht es eine Milliardärssteuer von 12 Prozent auf Vermögen von über einer Milliarde."

Während die reichsten 10 Prozent rund 60 Prozent des Gesamtvermögens in Deutschland besäßen, kämpften Millionen Menschen mit steigenden Mieten, niedrigen Löhnen und explodierenden Lebenshaltungskosten, fügte Wissler hinzu: "Diese zügellose Ungleichheit ist unerträglich und gefährlich für die Demokratie."

Quelle:
KNA