3,1 Milliarden Menschen auf der Welt können sich laut einer Studie nicht gesund ernähren, weil ihnen das Geld dafür fehlt. Das ist mehr als jeder Dritte der 8,1 Milliarden Menschen, die auf der Erde leben. 2,59 Billionen US-Dollar wären demnach nötig, um eine gesunde Ernährung für alle sicherzustellen. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des katholischen Hilfswerks Misereor und der Georg-August-Universität Göttingen.
"Trotz einer wachsenden Weltwirtschaft ist die Ernährungsarmut dramatisch hoch", kritisierte der Ernährungsexperte von Misereor, Lutz Depenbusch. Der Entwicklungsökonom der Universität Göttingen, Jonas Stehl, sagte, die Lücke von 2,59 Billionen US-Dollar entspreche bei einer globalen Wirtschaftsleistung von 139 Billionen US-Dollar lediglich 1,8 Prozent der globalen Einkommen. Die Lücke trenne aber zwei von fünf Menschen von einer gesunden Ernährung.
Subsahara-Afrika und Südasien besonders betroffen
Besonders kritisch sei die Situation in Subsahara-Afrika, hieß es. Dort wachse die sogenannte Armutslücke durchgehend seit 2019. "Ohne eine rasche Trendumkehr wird es immer schwieriger, den Rückstand im Kampf gegen Mangelernährung in der Region aufzuholen", warnte Misereor-Experte Depenbusch. Pro Kopf sei die Ernährungsarmut im südafrikanischen Mosambik am höchsten, wo sich 94 Prozent der Menschen keine gesunde Ernährung leisten könnten. Den größten Anteil an der Armutslücke habe dagegen die Region Südasien mit 30 Prozent.
Auch wohlhabendere Länder mit hoher Ungleichheit weisen laut der Studie große Armutslücken auf: In Brasilien, Südafrika und Kenia kann sich zum Beispiel mehr als die Hälfte der Bevölkerung keine gesunde Ernährung leisten.
Forderung nach anderer Verteilung von Reichtum
Misereor fordert, den vorhandenen globalen Reichtum anders zu verteilen und einzusetzen, um Armut zu reduzieren und durch Hunger und Mangelernährung verursachtes Leid zu beenden. "Die deutsche Bundesregierung sollte sich bei den Vereinten Nationen für den Abschluss eines globalen Steuerabkommens und ein geordnetes Entschuldungsverfahren für hoch verschuldete Länder einsetzen", sagte Depenbusch. "Es ist genug für alle da. Jetzt muss es auch dort ankommen, wo es am dringendsten gebraucht wird."