Friedensgebet am Gedenktag für die friedliche Revolution

Nicht nachlassen für Frieden und Gerechtigkeit

Sachsens Landesbischof Tobias Bilz hat zum 35. Jahrestag der friedlichen Revolution in der DDR dazu aufgerufen, im Einsatz für Frieden nicht nachzulassen. Die Montagsdemonstration vom 9. Oktober 1989 sei "ein guter Tag" gewesen.

Tobias Bilz / © Sebastian Kahnert (dpa)
Tobias Bilz / © Sebastian Kahnert ( dpa )

Das sagte Bilz am Mittwoch in Leipzig bei einem Friedensgebet. "Deshalb setzen wir auch heute darauf, dass Gott solche Momente schafft und schenkt, in denen sich die Chance auf Frieden auftut", sagte der Bischof.

Bilz predigte anlässlich des Leipziger Gedenktages für die friedliche Revolution in der Nikolaikirche. Der Theologe erinnerte an Krieg und Gewalt in der Gegenwart. Es gebe "Tage, hinter die nur schwer ein Haken gesetzt werden kann", sagte er.

"Aufbrechender Antisemitismus"

Daher könne die friedliche Revolution von 1989 nicht ohne die Erinnerung an den brutalen Angriff der Hamas auf Israel gefeiert werden und nicht ohne Kritik an dem "aufbrechenden Antisemitismus dieser Tage auch in unserem Land", sagte Bilz. Zudem dürften die «täglichen Opfer der Angriffe Russlands auf die Ukraine» nicht vergessen werden.

"Wir können nicht fröhlich sein und feiern, ohne zu sehen, dass in der Ukraine stellvertretend ein Krieg geführt wird», sagte Bilz. Es gehe ganz grundsätzlich um das Ringen für eine freiheitlich-demokratische Grundordnung.

Festat mit Bundeskanzler Scholz

In Leipzig demonstrierten am 9. Oktober 1989 mehr als 70.000 Menschen. Der friedliche Massenprotest gilt als entscheidende Wegmarke der Herbstrevolution in der DDR. Vor dem Friedensgebet fand im Leipziger Gewandhaus ein Festakt mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) statt. Für den Abend ist das "Lichtfest Leipzig" geplant.

Friedliche Revolution in der DDR

In Leipzig versammelten sich am 4. September 1989 - einem Montag - rund 1000 Menschen vor der Nikolaikirche und forderten unter anderem Reisefreiheit. Daraus entstanden die Montagsdemonstrationen. Bei der größten am 9. Oktober 1989 protestierten 70.000 Menschen in Leipzig friedlich gegen das SED-Regime. Es setzt sich der Ruf "Wir sind das Volk - keine Gewalt" durch. Die sächsische Stadt befand sich an diesem Tag im Belagerungszustand. Polizei, Stasi, Armee und paramilitärische Kampfgruppen waren aufgefahren, um den Montagsdemonstrationen ein gewaltsames Ende zu machen.

DDR-Bürger strömen am 11.11.1989 durch den neuen Grenzübergang an der Bernauer Straße / © Wolfgang Kumm (dpa)
DDR-Bürger strömen am 11.11.1989 durch den neuen Grenzübergang an der Bernauer Straße / © Wolfgang Kumm ( dpa )
Quelle:
epd