DOMRADIO.DE: Rom hat über eintausend Kirchen. Ihr Bistum Erfurt hat bloß 146.000 Katholiken. Was war die größere Umstellung für Sie, aus Ostdeutschland ins Herz der katholischen Amtskirche zu wechseln? Oder war es die Sprache?
Pfarrer Guido Funke (Kurat der deutschen Gemeinde Santa Maria dell'Anima in Rom): Es war eher das Landschaftliche. Meine Heimat Thüringen ist sehr landschaftlich geprägt, sehr dünn besiedelt. Und jetzt komme ich in eine Stadt, die quasi so viele Einwohner hat wie mein ganzes Bundesland. Das ist die größte Umstellung.
DOMRADIO.DE: Fühlen Sie sich nichtsdestotrotz einigermaßen wohl?
Funke: Das Umfeld hat es mir sehr leicht gemacht anzukommen von Beginn an. Ob es die Nachbarschaft ist, die Restaurants, also die Menschen, die mich umgeben, mit denen man sofort Kontakt hatte, auch die Menschen hier im Haus, die Angestellten und die Mitarbeiter.
DOMRADIO.DE: Sie sind als Kurat für die Seelsorge der deutschsprachigen Menschen dort in Rom zuständig, in einer Gemeinde mit großer Geschichte.
Funke: Ja, die Geschichte reicht zurück bis ins 14. Jahrhundert. Dort wurde unsere Gemeinde als Hospiz gegründet von dem Ehepaar Johannes und Katharina Petri. Mit dem Ziel, dass die deutschsprachigen Pilger, die nach Rom kommen, hier eine Herberge finden auf ihrer Pilgerreise. Dies ist zu dem gewachsen, was es heute ist und wurde schnell dem päpstlichen Stuhl unterstellt. Deshalb sind wir eben auch ein päpstliches Institut hier in Rom.
DOMRADIO.DE: Was bedeutet das für Ihre seelsorglichen Aufgabe im Alltag? Spenden der Sakramente von Taufen bis Krankensalbung?
Funke: Im Prinzip ist es genau das Spektrum, was wir in den Gemeinden sonst auch kennen. Es ist ein Stück weit anders, weil die Gemeinde sich hier nicht so typisch zeigt, wie wir das in den deutschen Pfarreien kennen. Durch die Großstadtsituation und die vielen Kirchen, merke ich am Anfang schon, wir sind im Wesentlichen eine Pilgerkirche, also Gruppen, die aus dem deutschsprachigen Raum kommen suchen uns bewusst, um hier die Messe zu feiern, um hier Gemeinschaft zu haben. Das ist ein Punkt, den ich so aus meinem Bistum gar nicht gekannt habe.
DOMRADIO.DE: Sie sind gelernter Elektroinstallateur. Römische Elektroinstallationen haben Sie wahrscheinlich auch schon begutachtet.
Funke: Ja, Sie fällt einem ins Auge. Wir Deutschen sind sehr nach Normen und Regeln bestimmt. In Italien würde man sagen, es sollte funktionieren. Und wie es dazu kommt, dass es funktioniert, das ist dann erst mal weniger relevant, würde ich sagen.
DOMRADIO.DE: Ihr Erfurter Bischof Neymeyr hat Sie für ein Jahr für diese Aufgabe freigestellt. Sie würden wahrscheinlich gerne noch verlängern am Ende dieses Jahres. Gibt es etwas, was Sie stört in Rom?
Funke: Es tut mir leid, dass die Pilger, die momentan kommen, Rom als eine Baustelle sehen, weil alles in Vorbereitung auf das Heilige Jahr ist. Die Gruppen, die kommen, sehen die schönsten Plätze momentan eingerüstet. Jahr. Das stört mich aktuell. Außerdem noch der Straßenverkehr. Man braucht für recht kurze Strecken sehr lange mit dem Auto. Alles, was in einer Stunde Umkreis ist, lohnt sich nicht mit dem Auto zu fahren. Da kann man auch laufen.
DOMRADIO.DE: Aktuell werden im Vatikan die Weichen gestellt für den weiteren Weg der katholischen Kirche auf der Weltsynode. Spüren Sie etwas davon in Rom?
Funke: Wir erleben hier in unserem Haus immer wieder auch Bischöfe, die an der Synode teilnehmen und mitgestalten. Da gibt es durchaus immer wieder auch Tischgespräche. Man erfährt, wie die Kultur innerhalb der Synodenaula ist. Das scheint mir von dem, was ich höre, doch gut und vielfältig geprägt zu sein.
Das Interview führte Tobias Fricke.