Kirchen in England warnen vor Freigabe von assistiertem Suizid

Gesetzesentwurf zur Legalisierung von Sterbehilfe

Die Labour-Regierung in Großbritannien macht ernst: Das Parlament berät am Mittwoch über ein Gesetz zur Legalisierung von Sterbehilfe, das im November verabschiedet werden soll. Kirchenvertreter kritisieren den Vorschlag.

Autor/in:
Niklas Hesselmann
Symbolbild Sterbehilfe / © UfaBizPhoto (shutterstock)

Vertreter der christlichen Kirchen in England lehnen einen neuen Gesetzesentwurf zur Legalisierung des assistierten Suizids ab. Die Idee der Sterbehilfe sei gefährlich und könne zu einem Dammbruch führen, sagte der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, vor Beginn der Beratungen dem britischen Sender BBC. Er warnte, dass die Einführung einer Sterbehilfe-Gesetzgebung "den Weg für eine Ausweitung ebnet" und sich Menschen, die nicht unheilbar krank sind, unter Druck gesetzt fühlen könnten, danach zu fragen.

Das geistliche Oberhaupt der anglikanischen Kirche sprach auch über seine Mutter, die 2023 mit 93 Jahren starb. Vor ihrem Tod habe sie das Gefühl beschrieben, eine "Last" zu sein, berichtete Welby. Er habe Sorge, dass sich viele andere Menschen gezwungen fühlen könnten, um den Tod zu bitten, wenn sie sich genauso fühlten.

Die Labour-Abgeordnete Kim Leadbeater plant, noch am Mittwoch einen Entwurf im Unterhaus einzubringen, der unheilbar kranken Menschen in England und Wales das Recht einräumen würde, ihr Leben zu beenden. Der neue Labour-Premier Keir Starmer hatte im Wahlkampf angekündigt, Sterbehilfe legalisieren zu wollen. Der Entwurf verlangt, dass ein Richter und zwei Ärzte den Wunsch eines Patienten, der sterben will, bestätigen. Starmer kündigte an, den Fraktionszwang für die Abstimmung aufzuheben. Laut Medienberichten ist diese für Ende November geplant.

"Recht zu sterben kann zur Pflicht werden"

Kritik äußerte auch der katholische Erzbischof von Westminster, Kardinal Vincent Nichols und schrieb in einem Hirtenbrief, die Freigabe des assistierten Suizids könne für einige Erleichterung bringen, aber für viele, besonders für Verletzliche und Menschen mit Behinderung, Angst und Beklemmung. «Seien Sie vorsichtig, was Sie sich wünschen», mahnte Nichols. "Das Recht zu sterben kann zur Pflicht werden." Auch die Rolle der medizinischen Berufe würde sich durch die Freigabe von Sterbehilfe tiefgreifend verändern.

Nichols betonte, er wisse um große Ängste und Sorge bei vielen Menschen vor einem langen Leiden und einem Verlust der Würde. Die Antwort liegt für den Kardinal jedoch nicht die Ermöglichung von Sterbehilfe, sondern in der Verbesserung von Palliativmedizin und Hospizversorgung, "damit wir alle wirklich die Aussicht haben, unsere letzten Tage im Beisein von geliebten Menschen und fürsorglichen medizinischen Fachkräften zu verbringen". Das sei ein Sterben in Würde.

Sterbehilfe-Gesetze fallen im Bundestag durch

Der Bundestag hat sich gegen ein Sterbehilfe-Gesetz entschieden. Mehrheitlich stimmte das Parlament am Donnerstag (06.07.2023) gegen zwei Vorschläge aus den Reihen des Bundestags, die diese Form der Sterbehilfe rechtssicher ermöglichen, gleichzeitig aber unterschiedlich strenge Bedingungen und Verfahren für die Abgabe tödlich wirkender Mittel festschreiben wollten.

Assistierter Suizid / © Julia Steinbrecht (KNA)
Assistierter Suizid / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA