Die frühere Vatikan-Botschafterin Annette Schavan fordert, die Debatte über die Weihe von Frauen in der katholischen Kirche fortzuführen, auch wenn dies von einigen konservativen Kreisen als "nicht mehr katholisch" abgelehnt werde.
"Es ist ein Dilemma: Geschieht nichts, wird die Relevanz der Kirche weiter zurückgehen. Geschieht etwas, wird es intern möglicherweise Verwerfungen geben", sagte sie am Donnerstag im Deutschlandfunk. Aber die Angst vor kircheninternen Streitigkeiten dürfe "nicht dazu führen, zu unterlassen, was eigentlich dran ist".
Frage nicht nur in Deutschland relevant
Mit Blick auf die aktuelle Weltsynode in Rom zur Zukunft der katholischen Kirche sagte die Theologin und frühere Bundesbildungsministerin: "Am Ende will natürlich die Öffentlichkeit dazu eine Botschaft."
Alles was sie von außen mitbekomme, zeige sehr deutlich, dass der Wunsch nach mehr Mitwirkung von Frauen in der Kirche in allen Teilen der Erde eine drängende Frage sei. Und das, obwohl der Papst versucht habe, das Thema in eine Arbeitsgruppe auszulagern und die Synode selbst keine Entscheidungen dazu fällen könne.
Mehr Frauen in Führungspositionen - aber reicht das?
Als positiv hob Schavan hervor, dass die Zahl der Frauen in Führungspositionen in der Kirche deutlich zugenommen habe - "übrigens auch im Vatikan". Doch angesichts dessen, dass die Weihe zum Diakon, Priester und Bischof so eine überragende Bedeutung habe, sei das noch einmal ein anderer Schritt: "An dem scheiden sich die Geister. Das dürfen wir nicht unterschätzen."
Bei allem Verständnis dafür, dass sich die Kirche schwer tue, so Schavan weiter, sei aber auch klar, "dass wir Frauen sagen: Wir sind davon überzeugt, dass auch hier die Zulassung zu allen Sakramenten, also auch der Weihe, für alle jenseits des Geschlechts wichtig ist."
Hat Johannes Paul II. einen Schlussstrich gezogen?
Dass Papst Johannes Paul II. 1994 erklärt hatte, die Kirche habe ein keine Vollmacht, Frauen zu weihen, ist aus Schavans Sicht "kein Dogma. Es ist eine Feststellung mit einer hohen Verbindlichkeit." Doch der Blick in die Kirchengeschichte zeige, dass sich im Laufe der gut 2.000 Jahre so viel verändert habe, was einmal als unumstößlich gegolten habe: "So statisch, wie die Geschichte der katholischen Kirche manchmal wirkt, ist sie ja nicht. Und deshalb kann mit einer solchen Feststellung keine Verweigerung von Weiterentwicklung verbunden werden. Davon bin ich überzeugt."